2010
Die Netzwerktagung
In den Konferenzräumen des Kleisthauses, dem Dienstsitz des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung in Berlin-Mitte, herrscht angeregte Gesprächsatmosphäre. Es ist der 3. Dezember 2010, der internationale Tag für die Belange von Menschen mit Behinderung. Unter dem Motto „Barrierefrei aufgetischt. Kompetente Studentinnen treffen auf Unternehmen und Politik“ hat der Hildegardis-Verein zu einer Netzwerktagung der besonderen Art geladen.
Studentinnen mit Behinderung treffen auf ProfessorInnen verschiedener Fachgebiete, ManagementberaterInnen, PersonalvermittlerInnen, die behinderten- politischen SprecherInnen der Bundestagsfraktionen und viele andere Fach- und Führungskräfte aus den Branchen „Unternehmen“, „Wissenschaft“ sowie „Politik und Beratung“. In drei Themen- räumen stellen sich die berufserfahrenen Fachleute, von denen viele selbst mit einer Behinderung leben, den Fragen und Anregungen der Studentinnen.
Im Themenraum „Unternehmen“ informiert ein Bankdirektor der KFW-Gruppe eine blinde Doktorandin der Theologie über Berufseinstiegschancen im Bankwesen. Einen Tisch weiter berät ein Softwareentwickler eines mittelständischen Unternehmens in Hamburg eine hörbehinderte Kunststudentin. Sie möchte sich als Webdesignerin selbständig machen. Er bietet ihr an, ihre Kontaktdaten an Geschäftspartner weiterzuleiten. An wieder einem anderen Tisch diskutiert eine freie Wissenschaftsjournalistin Strategien der Öffentlichkeitsarbeit mit einer Absolventin der Sportwissenschaft, die sich beruflich im Eventmanagement behaupten will.
Zehn Minuten dauert jedes dieser „Partnering“-Gespräche. Danach wechselt jede Studentin zum nächsten Gespräch. Blinden und gehörlosen Teilnehmenden stehen Kommunikationshelferinnen und Gebärdendolmetscherinnen zur Verfügung. Wer mag, tauscht Visitenkarten im Din-A4-Format mit individuellem Qualifikationsprofil. Die Visitenkarten wurden im Vorfeld der Tagung erarbeitet und liegen, zusammengefasst zu zu einem „Who is Who“ der Netzwerktagung, in mehrfacher Ausfertigung vor Ort aus.
Ergänzt wird das Begegnungsangebot durch das "Forum der Informationen", auf dem sich Alle mit einem Stand präsentieren können. Erfolgsgeschichten aus Berufseinstieg und Arbeitswelt, die Absolventinnen und UnternehmensvertreterInnen im Plenum präsentieren, runden das Tagungsangebot ab.
150 Interessierte aus dem gesamten Bundesgebiet sind nach Berlin gekommen, um an der Begegnungsbörse teilzunehmen und gemeinsam mit dem Hildegardis-Verein die Auszeichnung seines einzigartigen Mentoring-Programms im Innovationswettbewerb „365 Orte im Land der Ideen 2010“ zu feiern.
Der Preis wird dem Hildegardis-Verein an diesem Tag von der Stand- ortinitiative „Deutschland – Land der Ideen" und der Deutschen Bank unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten verliehen.
"Die große Resonanz auf unser Programm und unsere Netzwerktagung ist für uns ein Beleg, dass wir mit unserer Arbeit eine Lücke in der Bildungslandschaft geschlossen haben“, erklärt die Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, Professorin Dr. Gisela Muschiol, bei der Preisverleihung.
Bestätigt wird ihre Einschätzung vom Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Hubert Hüppe. Er eröffnet die Begegnungsbörse als Schirmherr. „Mit Ihrem Programm und Ihrer heutigen Tagung erhöhen Sie die Chancen von Studentinnen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt und ermöglichen ihnen wichtige Kontakte“, würdigt der Politiker. Das Anliegen des Hildegardis-Vereins, mit seiner Arbeit Nachahmer seiner Mentoring-Initiative zu gewinnen, unterstützt er mit der Einschätzung: „Das Projekt sollte Schule machen.“
Die Tagung wurde vom Bundesminsterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.