2017
Der Weg geht weiter!
Abschlussveranstaltung der 2. Gruppe von "Kirche im Mentoring"
Frauen durch Mentoring für Führungsaufgaben zu qualifizieren ist für die katholische Kirche eine unerlässliche und zukunftsweisende Maßnahme - das war das Resümee der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Abschlussveranstaltung des 2. Zyklus von „Kirche im Mentoring: Frauen steigen auf“ in Münster. Deshalb begrüßten sie ausdrücklich die Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), das innovative Programm zur Steigerung des Anteils von Frauen in Leitungspositionen in der katholischen Kirche zusammen mit dem Hildegardis-Verein in zwei weiteren Tandemgruppen fortzuführen. Mitmachen werden künftig auch Bistümer, die bisher nicht teilgenommen haben.
„Die vergangenen Monate haben gezeigt: Die Begleitung durch die Mentorin oder den Mentor ermutigt die weiblichen Nachwuchskräfte dazu, sich für Leitungsaufgaben in der Kirche ins Gespräch zu bringen. Einige Frauen haben in den letzten Monaten bereits Leitungsstellen angetreten. Damit haben sie das Mentoring sehr effektiv für sich genutzt“, so Prof. Dr. Gisela Muschiol, Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, der das Mentoring-Vorhaben konzipiert hat und es in Kooperation mit der Bischofskonferenz und den deutschen (Erz-)Diözesen durchführt. „Wir sind sehr froh, dass dieser Weg weitergeht!“
Auch Bischof Dr. Franz-Josef Bode, Vorsitzender der Pastoralkommission und deren Unterkommission „Frauen in Kirche und Gesellschaft“, sprach sich in einer Videobotschaft für die Weiterführung des innovativen Projektes aus: „Ich kann dem Hildegardis-Verein nur gratulieren, dass es dieses Mentoring-Programm gibt. Hier […] werden junge Frauen vorbereitet, sie werden begleitet, und ihnen wird deutlich gemacht, dass die Kirche sie braucht für wichtige Aufgaben.“ Er fügte hinzu, er “hoffe, dass möglichst viele Diözesen in Zukunft“ daran mitwirken.
Dr. Norbert Köster, Generalvikar des Bistums Münster, betonte die Bedeutung des Mentoring-Programms bereits im Vorfeld der Veranstaltung: „Die katholische Kirche gilt sicher nicht als Vorreiter der Gleichberechtigung. Das hängt damit zusammen, dass Frauen von den Weiheämtern ausgeschlossen sind. Umso wichtiger ist es aber, dass wir den Zugang von Frauen zu allen anderen Führungsaufgaben besonders fördern. Das muss schon in unserem ureigensten Interesse liegen.“
Prof. Dr. Rainer Bucher, Vorstand des Instituts für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie an der Universität Graz, bezeichnete das Mentoring-Programm in seinem abendlichen Vortrag als Ausdruck einer gegenwärtigen Entwicklung: “Offenkundig gibt es schon heute in der katholischen Kirche so etwas wie eine ‘Kirche der Frauen’. […] Frauen scheinen sich dabei zunehmend frei zu machen von der Leitungsautorität und ihre eigene, frauendominierte kirchliche Erfahrungswirklichkeit zu gestalten”.
Die 20 Tandems des 2. Zyklus von „Kirche im Mentoring“ waren in Münster auch zusammen gekommen, um die Erkenntnisse und Wirkungen der vergangenen 12 Monate zu reflektieren. Das Seminar unter dem inhaltlichen Schwerpunkt „Führen in der Kirche“ umfasste auch die Vorstellung der Projekte, die die Mentees im Laufe des Mentoring-Jahres entwickelt hatten.
Die Mentees und ihre Mentorinnen und Mentoren bleiben Teil des wachsenden überdiözesanen Netzwerks von „Kirche im Mentoring“, das von den Teilnehmenden als besonders wertvoll erlebt wird.
"Alles bewegt sich!"
Abschlusstagung des ersten Mentoring-Programms zur Steigerung des Frauenanteils in kirchlicher Führung
Frauen in kirchliche Leitung zu berufen heißt, ihr vielfältiges Potenzial im Sinne der Kirche und für die Kirche zu nutzen - das war das Fazit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der zweitägigen Abschlussveranstaltung des 1. Zyklus von „Kirche im Mentoring: Frauen steigen auf“ in München. „Die Erfahrungen der vergangenen 12 Monate haben uns gezeigt: Wenn sich die Einzelne verändert und weiter entwickelt, kann Neues entstehen, können sich starre Strukturen wandeln und den Herausforderungen der Zeit anpassen“, so Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof, stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, der das Projekt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und den deutschen Diözesen durchführt. „Das ist ein ermutigendes Zeichen.“
Auch Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zeigte sich beeindruckt und dankbar vom Mentoring-Programm. Eine Initiative, die so erfolgreich sei, brauche in jedem Fall eine Neuauflage. „Wir wären als Kirche verrückt, wenn wir auf die Begabung von Frauen verzichten würden“, so der Kardinal im Gespräch mit den 20 Mentees und 20 Mentor/innen. Bereits in seiner Predigt mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Mentoring-Programms betonte Kardinal Marx den Reichtum der verschiedenen Geschlechter. Gott habe Freude daran, dass es Frauen und Männer gebe. „Als Kirche und Gesellschaft haben wir nicht immer so gehandelt, wie es die Bibel sagt und Gott will: dass Frauen und Männer einander auf Augenhöhe begegnen. Hier brauchen wir einen neuen Aufbruch, auch in unserer Kirche.“
Bereits Papst Johannes XXIII. habe daran erinnert, dass es zu den Zeichen der Zeit gehöre, eine Gleichberechtigung der Geschlechter im Lichte des Evangeliums zu ermöglichen. „Wir sind da auf dem Weg, aber längst noch nicht am Ziel. Eine Ober- oder Unterordnung der Geschlechter ist nicht begründbar“, so der Kardinal. Jede Form der Frauenbenachteiligung sei nicht hinnehmbar und letztlich gegen den Willen Gottes gerichtet. Kardinal Marx warnte vor einer Verkürzung der so genannten Genderdebatte. „Was ist Frauen in der Geschichte und bis heute alles zugemutet worden, was wir heute bekämpfen müssen? Es braucht einen sichtbaren Einsatz für die Gleichberechtigung, dazu ermutigt schon die Heilige Schrift“, so der Kardinal. Das Mentoring-Programm in den deutschen Diözesen sei ein sichtbarer Schritt, der Mut mache. Es gelt die Herausforderung anzunehmen, in der Leitung der Kirche sensibel zu sein für ein Miteinander von Frauen und Männern, für ein Verständnis zwischen den Geschlechtern und letztlich auch in der Frage nach Leitungsverantwortung in der Kirche, betonte Kardinal Marx.
Die 20 Mentees und ihre 20 Mentorinnen und Mentoren des 1. Zyklus des ersten bundesweiten Mentoring-Programms zur Steigerung des Anteils von Frauen in Leitungspositionen in der katholischen Kirche waren im Kardinal Wendel Haus in München zusammen gekommen, um die Erfahrungen und Erkenntnisse, die sie in den vergangenen 12 Monaten gesammelt haben, zu resümieren. „Die Zusammenarbeit mit meiner Mentorin hat mir gezeigt: wenn ich mich wandele, wandelt sich auch meine Umwelt“, so eine Mentee. „Und wenn ich Vertrauen in mich setze, tun das auch andere.“
Die Präsentation der Projekte, die die Mentees im Laufe des Mentoring-Jahres konzipiert und mit Unterstützung ihrer Mentor/innen durchführt hatten, am Ende des ersten Veranstaltungstages, „verdeutlichte auf besonders eindrucksvolle Weise welche Innovationskraft der Kirche zur Verfügung steht“, kommentierte Prof. Dr. Gisela Muschiol, Vorsitzende des Hildegardis-Vereins. So organisierte eine Mentee ein Weiterbildungsangebot für ehrenamtliche Mitarbeiter/innen in der Jugendseelsorge, eine andere einen regelmäßigen Wochenmarkt, der in Zukunft von Ehrenamtlichen weitergeführt wird, wieder eine andere Mentee stellte ihr Ausstellungsprojekt mit Müttern tot geborener Kinder vor.
Das Seminar stand unter dem inhaltlichen Schwerpunkt „Führen in der Kirche“. Für die Mentees sowie ihre Mentorinnen und Mentoren bot die Veranstaltung auch die Gelegenheit, die Wirkungen zu reflektieren, die das Mentoring in Auseinandersetzung mit Führungsvorbildern und Führungsqualitäten angestoßen hat. Zu Ende der Veranstaltung erhielten die Mentees von Prof. Dr. Muschiol in einer feierliche Zeremonie ein Abschluss-Zertifikat. Sie bleiben Teil des wachsenden Netzwerks von „Kirche im Mentoring“, denn das erfolgreiche Programm wird, dank der fortbestehenden Unterstützung der Deutschen Bischofskonferenz, zwei weitere Durchgänge erleben.
„Ich will leiten – in Verantwortung vor Gott und der Welt“
Preisgekröntes Frauen-Forum des Hildegardis-Vereins vernetzt Katholikinnen aus ganz Deutschland
„Generationenübergreifender Austausch und das Lernen von Vorbildern sind Schlüsselfaktoren, um Frauen zu ermutigen, ihren Weg in Führungspositionen zu gehen und zu finden“, so das Fazit von Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof, stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, zum ersten bundesweiten Frauen-Forum am 16./17. Juni in Bonn. Deshalb sei es ganz besonders wichtig, Netzwerke für Frauen in Führung und auf dem Weg dahin aufzubauen. Das Frauen-Forum habe dazu einen wichtigen ersten Schritt geleistet. Mehr als 120 Katholikinnen aus ganz Deutschland kamen im Tagungs- und Gästehaus des CJD in Bonn Castell zum Aufbau eines bundesweiten Netzwerks zusammen. Die Resonanz auf die Veranstaltung hat vor allem aber auch gezeigt, dass sich das Engagement lohnt: „Und Frauen wollen leiten – der Mut und die Zielstrebigkeit der Teilnehmerinnen war sehr beeindruckend.“, so Kreuter-Kirchhof.
Das zweitägige Treffen bot ein vielfältiges Programm (siehe Anlage): Nach der Begrüßung durch die stellvertretende Vorsitzende trugen Prof. Dr. Georg Braungart, Leiter des Cusanuswerks, und Petra Dankova, Vertreterin der internationalen Fraueninitiative „Voices of Faith“, ihre Grußbotschaften vor. Im Anschluss sprach die Bonner CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Generalsekretärin des Cusanuswerks, Dr. Claudia-Lücking-Michel, zum Thema „Wie will ich leiten – in Verantwortung vor Gott und der Welt“. „Leitung ist Arbeit […], das muss man wollen und dazu muss man raus aus der Komfortzone“ gab sie den Teilnehmenden zu bedenken. Wichtig sei es, sich zu fragen „mit welchen Werten will ich führen? Woran orientiere ich mich?“ und die Überzeugung zu leben, „wenn der Weg zum Ziel ein guter sein soll, geht das nur mit Wertschätzung und gegenseitigem Respekt.“
Die anschließende Diskussion mit dem Ehrengast Dr. Dorothee Wilms, Bundesministerin a.D., beschäftigte sich mit der großen Bedeutung von Rollenvorbildern.
Am folgenden Tag widmete sich ein Themen-Café dem Komplex „Frauen in Führung“: hier tauschten sich die Teilnehmenden unter Anleitung von neun Impulsgeber/innen aus unterschiedlichen Berufsfeldern über solche Fragestellungen wie „Frauen in Verantwortung! Führungskultur in der Bundeswehr“ (Oberst i.G. Dr. Burkhart Köster), „Diversität als Schlüssel zu einer erfolgreichen Führungskultur“ (Silke Schönfleisch-Backofen) und „Leitung in Frauen-Orden als Führungsmodell für heute“ (Sr. Christophera Janssen und Sr. Dr. Maura Zátony) aus.
In einem Vortrag mit dem Titel „Führungsaufträge für Staat, Kirche und Wirtschaft“ betonte Eva Welskop-Defaa, Vorstand Sozial- und Fachpolitik des Deutschen Caritasverbandes und stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins von 2003 bis 2014. „Wir sind in einer Übergangsphase hin zu einen neuen Führungsparadigma in allen Leitungsbereiche. ich bin überzeugt, dass es sich für Frauen lohnt, diese Veränderungen und Umstrukturierungen mitzugestalten! Erfolge sind möglich, wir müssen sie selber wahrnehmen und schaffen!“
Im Anschluss kamen die Gäste in der nahe gelegenen St. Franziskus-Kirche zu einem feierlichen Gottesdienst mit Dr. Siegfried Kleymann, geistlicher Leiter des Cusanuswerk, zusammen. „Der Gottesdienst war für uns ein ermutigender Abschluss dieser Tagung. Er bestärkt uns, weiter daran zu arbeiten, katholische Frauen in Leitung und auf dem Weg dorthin in Kirche und Gesellschaft sichtbar zu machen,“ so Brigit Mock, Geschäftsführerin des Hildegardis-Vereins. „
Für das generationenübergreifende Frauen-Forum erhielt der Hildegardis-Verein den im Jahr 2016 erstmals von der Bischöflichen Studienförderung „Cusanuswerk“ vergebenen „Ideenpreis“. Er wird an herausragende Initiativen vergeben, die sich das Ziel gesetzt haben, Potenziale christlicher Interaktion und Kooperation zu erschließen und die Vernetzung zwischen den ehemaligen und den derzeit geförderten Stipendiatinnen und Stipendiaten der Bischöflichen Studienförderung zu festigen und Verbindungen zu anderen Frauen-Netzwerken aufzubauen.
Bildung verleiht Flügel - 110 Jahre Förderung von Frauenstudien
Hildegardis-Verein feiert seinen Gründungstag am 17. Mai 1907
Bonn, 17.05.2017. Heute vor einhundertzehn Jahren haben engagierte Katholikinnen den „Verein zur Förderung von katholischen Studentinnen“ aus der Taufe gehoben. Was im kleinen Kreis begann, entwickelte sich bald unter dem Namen „Hildegardis-Verein“ zu einer Einrichtung, die katholischen Studentinnen aus ganz Deutschland die finanziellen Voraussetzungen für ein Studium bot. Damals war der Hildegardis-Verein die erste Studienförderung für katholische Frauen, heute ist er der älteste Verein zur Förderung von Frauenstudien in Deutschland.
„Unsere Vereinsgründerinnen haben damals mit großem Weitblick erkannt, dass zur Förderung des Frauenstudiums nicht nur die rechtlichen Rahmen-bedingungen, sondern auch die finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden müssen“, stellt Prof. Dr. Gisela Muschiol, seit 2003 Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, fest. „Sie haben eine beeindruckende Tatkraft entwickelt und mit Hilfe gesellschaftlicher Netzwerke in ganz Deutschland Gelder eingeworben, um ein System zinsloser Darlehen für Studentinnen aufzubauen. Dass sie dies vorausschauend bereits ein Jahr vor der Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium in Preußen im Jahre 1908 taten, hat mich bewogen, diesem Verein beizutreten“, so Gisela Muschiol, Professorin für Kirchengeschichte an der Universität Bonn.
Bis heute sind zinslose Studiendarlehen das zentrale Förderangebot des Hildegardis-Vereins, der sich an Studentinnen richtet, die bereit sind, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und die sich mit ihrem
christlichen Glauben aktiv auseinandersetzen. Der Verein fördert christliche Frauen aller Fachrichtungen ohne Altersbeschränkung − bei Erst- oder Zweitstudien, bei beruflichen Aus- und Weiterbildungen sowie Zusatzqualifikationen.
In der Geschichte des Vereins haben die Verantwortlichen die Förderangebote immer wieder den aktuellen Erfordernissen angepasst. Neben der reinen Studienfinanzierung haben in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mehr als 100 Ortsgruppen mit ca. 3.500 Mitgliedern die Studentinnen persönlich vor Ort begleitet. In Kriegs- und Krisenzeiten gehörten auch die Vermittlung von Ferienaufenthalten oder Brennholzspenden zu den Aufgaben des Vereins. Nach dem 2. Weltkrieg wurden in den Jahren 1953/54 Ford-Stipendien an Studentinnen aus dem Kreis der Flüchtlinge und Vertriebenen vergeben. Ende der 50er Jahre und zu Beginn der 60er reagierte der Verein mit dem Bau von Studentinnenwohnheimen auf die Wohnungsnot. In den 80er Jahren wurde die Zusammenarbeit mit den katholischen Hochschulgemeinden intensiv ausgebaut.
Trotz zweier Weltkriege, Inflation, Materialknappheit und der mehrmaligen kriegsbedingten Vernichtung der Akten und Schuldscheine gelang es den Frauen des Hildegardis-Vereins dank vielfältiger Spendenaktionen im In- und Ausland, dank der Unterstützung seiner Mitglieder mit teilweise beträchtlichen Jahresbeiträgen und nicht zuletzt dank einer Erbschaft, das Darlehenssystem bis heute aufrechtzuerhalten. Der Verein hat seit seiner Gründung mehr als 1350 Frauen gefördert.
Neben der finanziellen Förderung und formalen Qualifizierung bietet der Hildegardis-Verein seit einer Dekade zunehmend ideelle Förderung an durch Mentoringprogramme und Netzwerkangebote. „Unsere stärkenorientierten Mentoring-Programme zeigen die persönliche Entwicklung und der berufliche Erfolg von Frauen kann insbesondere durch persönliche Begleitung und Beratung sowie die Ermutigung, Verantwortung zu übernehmen, gefördert werden“, so Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof, stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins. Zwischen 2008 und 2013 entwickelte der Verein das bundesweit erste Mentoring-Projekte für behinderte Studentinnen, das als Modell mehrfach ausgezeichnet wurde, u. a. als Ort im Land der Ideen 2010. Darauf folgte das modellhafte Tandemprojekt „Lebensweg inklusive“. Seit 2015 führt der Verein in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz und derzeit 14 deutschen Bistümern das Mentoring-Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ zur Steigerung des Anteils von Frauen in Führungspositionen in der katholischen Kirche durch. Dieses Programm begleitet die Bistümer in ihrem Anliegen, Frauen zu ermutigen, Leitungspositionen in der Kirche wahrzunehmen, und macht Frauen in der Kirche in Leitung und auf dem Weg dorthin sichtbar.
„Aktuelle Herausforderungen bleiben“, so Kreuter-Kirchhof, „vor allem in der Förderung von alleinerziehenden Studentinnen mit Kind und von geflüchteten Frauen, die in Deutschland Bildungsvorhaben neu aufnehmen möchten. Lebenslanges Lernen braucht neue Strukturen und neue Förderinstrumente. Hierzu will der Hildegardis-Verein auch weiterhin seinen Beitrag leisten.“
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Der Hildegardis-Verein wurde am 17. Mai 1907 zur Förderung von Frauenstudien gegründet und setzt sich seitdem für die Verbesserung der Rahmenbedingungen von Frauenstudien an deutschen Hochschulen und Fachhochschulen ein. Mit zinslosen Studiendarlehen fördert er christliche Frauen aller Alters- und Berufsgruppen im Studium und in der Ausbildung. Durch innovative und zielgruppenspezifische Mentoring- und Tandemprogramm fördert der Hildegardis-Verein die Qualifizierung und Vernetzung von Frauen und begleitet sie lebenswegorientiert in Wissenschaft, Politik und Kirche. www.hildegardis-verein.de, www.kirche-im-mentoring.de, www.lebensweg-inklusive.de.
Frauen wollen Kirche führen - auch in der Diaspora
Positive Zwischenbilanz des deutschlandweit ersten Mentoring-Programms zur Steigerung des Anteils von Frauen in kirchlicher Führung
Zwölf Monate nach dem Start von „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ ziehen auch die am zweiten Durchlauf teilnehmenden Mentees auf ihrem Halbzeitseminar in Berlin eine positive Zwischenbilanz: „Meine Mentorin war die wichtigste Unterstützung, die mein Bistum mir in den letzten Jahren angeboten hat“, drückt es eine der Mentees auf dem Seminar aus.
„Die Zusammenarbeit mit den Mentoring-Teilnehmerinnen hat uns gezeigt: Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen sind sehr motiviert, Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen und ihr Arbeitsumfeld aktiv mitzugestalten. Das zeigen auch die Erfahrungen in den beteiligten Ostbistümern Berlin, Magdeburg und Dresden-Meißen“, so Dr. Hannah Schepers, Vorstandsmitglied des Hildegardis-Vereins, der das Mentoring-Programm ins Leben gerufen hat. „Wenn Frauen und Männer die Chance haben, ihre Perspektiven in Leitung einzubringen und wenn sie gemeinsam Lösungen suchen, bereichert dies sowohl die kirchliche Organisationskultur als auch die konkreten Arbeitsergebnisse.“
Die (Erz)Bistümer Berlin, Dresden-Meißen und Magdeburg können am 2. Durchgang von „Kirche im Mentoring“ dank der Unterstützung des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken teilnehmen. „Es war uns wichtig, auch kirchlichen Institutionen der katholischen Diaspora in Deutschland das Mitwirken an diesem wegweisenden Programm er ermöglichen,“ so Hermann Fränkert-Fechter, Vizepräsident des Bonifatiuswerkes. „Auch das ist Ausdruck unseres Leitgedankens: Keiner soll alleine glauben!“
Darüber hinaus haben die (Erz)bistümer Hamburg, Köln, München, Münster und Osnabrück Tandems in diese Runde entsendet. Insgesamt 19 Tandems nahmen an dem zweitägigen Halbzeittreffen teil. Dort wurden die Nachwuchskräfte in praxisorientierten Trainings auf die zukünftige Übernahme von Führungsaufgaben vorbereitet: der Workshop „Machtspiele?! − Mit Profil zum Ziel!“ behandelte die Relevanz von Geschlechterrollen und Statusverhalten in Führungsebenen; das Coaching „Argumentationstechniken: Umgang mit Killerphrasen“ thematisierte die Bedeutung Kommunikationskompetenz für die (gelingende) Interaktion am Arbeitsplatz.
In der Abendeinheit gaben Uta Raabe, Leiterin des Dezernats Seelsorge im Erzbistum Berlin, und Dr. Martina Köppen, Leiterin des Katholischen Büros Berlin-Brandenburg, unter dem Schwerpunkt „Führen als Frau: Wie zeigt sich eine geglückte Sichtbarkeit in der Unternehmenskultur der deutschen Bistümer“ Einblicke in ihre Führungserfahrungen und den Umgang mit Verantwortung und Vertrauen.
Die teilnehmenden Mentorinnen und Mentoren hatten die Möglichkeit, sich vertieft mit dem Thema „unconscious bias“ („unbewussten Vorannahmen und Stereotypen“) zu befassen. Diese spielen im Alltag von (Personal-)Entwicklung eine große Rolle. Das Training trug dazu bei, die Herkunft dieser Mechanismen zu erklären und Möglichkeiten aufzuzeigen, sie zu überwinden. So ist eine Führungskultur, die auf gemischte Teams setzt, für die Kirche von entscheidender Bedeutung – darin waren sich die Anwesenden einig.
Aus Sicht einer Mentorin stehen wir als Kirche vor Veränderungsprozessen in der Leitungskultur, insbesondere in den pastoralen Leitungsstrukturen. „Hier kann das Mentoring in Vorbereitung auf herausfordernde Situationen eine gute Unterstützung sein“.
Hintergrund
An den beiden einjährigen Mentoring-Zyklen nehmen insgesamt 14 (Erz-)Bistümer teil: Aachen, Bamberg, Berlin (Caritas), Dresden-Meißen, Essen, Hamburg, Hildesheim, Köln, Limburg, Magdeburg, München und Freising, Münster, Osnabrück und Trier. Insgesamt stehen 40 Tandemplätze zur Verfügung. In jedem Tandem arbeitet eine erfahrene Leitungsperson aus den (Erz-)Bistümern mit einer Nachwuchskraft (Mentee) zusammen und ermöglicht ihr Einblicke in eine kirchliche Leitungstätigkeit. Als Mentoren werden in dem Programm Frauen und Männer eingesetzt.
Das Mentoring wird vom Hildegardis-Verein e. V. durchgeführt, der in der katholischen Kirche beheimatet ist und als Einrichtung der Frauenförderung seit mehr als 100 Jahren die akademische Ausbildung und Qualifizierung von Katholikinnen unterstützt. An der Projektsteuerung sind neben dem Hildegardis-Verein und der Deutschen Bischofskonferenz alle (Erz-)Bistümer beteiligt, die Tandems in das Programm entsenden. So ist sichergestellt, dass spezifische regionale Bedingungen berücksichtigt und Synergien zu bereits erfolgten Gleichstellungsmaßnahmen der (Erz-)Bistümer und Projekten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf genutzt werden.
Beim Mentoring entsteht ein Pool von qualifizierten Nachwuchskräften, auf den alle (Erz-)Bistümer zukünftig zurückgreifen können. Außerdem wird ein kollegiales Netzwerk von etablierten Führungskräften aufgebaut, das nachhaltig über den Programmzeitraum hinaus wirken kann. Das Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ trägt dazu bei, weibliche Führungsvorbilder in der Kirche zu fördern.
Hildegardis-Verein zu Gast im Vatikan
„Das Wasser aufwühlen - das Unmögliche möglich machen“
Unter diesem Motto diskutierten annähernd 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am internationalen Frauentag am 8. März im Vatikan über Perspektiven für eine stärkere weibliche Präsenz in der katholischen Kirche. Auch der Hildegardis-Verein war eingeladen, bei der bereits im vierten Jahr von der in Liechtenstein ansässigen Fidel Götz-Stiftung veranstalteten Tagung Voices of Faith (Stimmen des Glaubens) dabei zu sein: Prof. Dr. Gisela Muschiol, Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, und Dr. Ursula Sautter, Leiterin Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit, berichteten vor Ort in Gesprächen von dem Hildegardis-Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“. Dieses innovative und deutschlandweit einzigartige Modellvorhaben stieß bei den Organisatorinnen von Voices of Faith, die Frauen und Mädchen in der katholischen Kirche – und aus der katholischen Kirche heraus – stärken wollen, auf großes Interesse.
Die eintägige Veranstaltung, die sich insbesondere mit der Rolle von Frauen als Friedensstifterinnen beschäftigte, begann um 14 Uhr in der in den Vatikanischen Gärten gelegenen Casino Pio IV mit einer Begrüßung durch Chantal M. Götz, der Geschäftsführerin von Voices of Faith (www.voicesoffaith.org) und einer Eröffnungsrede des Generaloberen des Jesuitenordens, Pater Arturo Sosa. Danach berichteten engagierte Katholikinnen aus allen Erdteilen über ihre Lebensgeschichten, ihr Wirken für Flüchtlinge, Menschenrechte und Abrüstung sowie ihre Vorstellungen von der Rolle der Frau in der Kirche.