Dezember 2022

Gründen mit Behinderung? Selbstverständlich!

Mentoring-Programm BESSER des Hildegardis-Vereins gestartet

10 Frauen und 7 Männer sitzen auf und vor einer Treppe im CJD Bonn-Castell und lächeln.

Bonn, 12.12.2022. Sich selbständig machen oder ein Unternehmen ins Leben rufen braucht Mut. Diesen beweisen die gründungsinteressierten Frauen und Männer mit Behinderung, die am Wochenende in Bonn mit einem zweitägigen Seminar in das neue Mentoring-Programm des Hildegardis-Vereins gestartet sind. Innerhalb des modellhaften Projekts „Barrierefrei Existenzgründen. Selbständig und erfolgreich im Erwerbsleben mit Behinderung (BESSER)“ werden sie als Mentees ein Jahr lang von Mentor*innen mit Behinderung, die selbst Gründer*innen sind oder freiberuflich arbeiten, begleitet.

„Ich dachte, ich will Beamtin werden, um abgesichert zu sein, aber da bin ich in einem Goldenen Käfig und kann mein Potenzial nicht so entfalten, wie ich das möchte“, sagte die Psychologin Sabiha Heid, die sich als Coach selbständig machen möchte. Sie ist eine von zwölf Mentees, die an dem bundesweiten Mentoring teilnehmen. Deren Geschäftsideen reichen von der Gründung eines Assistenzdienstes, einer Wirtschaftsberatung und eines Co-Working-Space für Menschen mit Behinderung über freischaffende Arbeit als 3D-Artist bis hin zu einem Schneideratelier und einer Podologie-Praxis.

Als ehrenamtlicher Mentor nimmt unter anderem der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Holger Kiesel, teil: „Mein Angebot als Mentor ist es, den Menschen, die vor einer Gründung stehen, die Angst vor dem Scheitern zu nehmen, damit sie sich auf ihre Stärken konzentrieren und ihre Potenziale ausschöpfen“, so Kiesel. Die eigene Persönlichkeit sei einer der entscheidenden Faktoren für den nachhaltigen Erfolg einer Gründung, ergänzte Trainerin Dr. Annette Standop. „Ich habe in meiner Generation keine Vorbilder gehabt, deshalb ist es mir nun wichtig, Vorbild zu sein für eine neue Generation“, sagte Mentorin Dr. Irmhild Rogalla, die das Institut für Digitale Teilhabe der Hochschule Bremen leitet. Das BESSER-Mentoring wirkt über Vorbilder und trägt zu einer nachhaltigen Biografieförderung aller Beteiligter bei.

Bis zum 15. März sind Bewerbungen für die zweite Mentoring-Gruppe möglich

„BESSER ist für den Hildegardis-Verein ein Projekt, mit dem wir eine weitere Gruppe von Menschen mit Behinderung erreichen: die Gründungsinteressierten“, sagte Dr. Hannah Schepers, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, der seit 15 Jahren innovative (Mentoring-)Programme mit Studentinnen und Akademiker*innen mit Behinderung durchführt. In dieser Gruppe gebe es viele Fachkräfte, die in einer Zeit des Fachkräftemangels ein großes Potential darstellten. „Ihre geplanten Start-Ups sind nicht nur für die Arbeitswelt, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes eine Bereicherung, denn Inklusion bringt uns alle weiter.“

Im Sommer 2023 geht eine zweite Gruppe des BESSER-Mentoring-Programms an den Start. In dieser gibt es noch 15 freie Plätze für gründungsinteressierte Mentees mit Behinderung sowie für 15 Mentor*innen, die als Selbständige mit einer Schwerbehinderung arbeit(et)en. Bis zum 15. März kann man sich unter https://www.hildegardis-verein.de/besser.html bewerben.

Das Kooperationsprojekt BESSER unterstützt Menschen mit Behinderung bei der Gründung einer tragfähigen Selbständigkeit. Ziel ist es, die Erwerbschancen von insbesondere Frauen mit Behinderung überregional durch eine bedarfsgerechte Beratung, Betreuung und Unterstützung in Fragen der Gründung und Erwerbsselbständigkeit zu verbessern. BESSER wird gemeinsam vom Institut für Freie Berufe an der Universität Erlangen‐Nürnberg (IFB), dem Hildegardis-Verein, der Social Impact gGmbH, dem Institut für empirische Soziologie an der Universität Erlangen‐Nürnberg (IfeS) und der Bundesagentur für Arbeit – Zentrale Auslands‐ und Fachvermittlung (ZAV) durchgeführt. Das Projekt läuft von Mai 2022 bis Oktober 2025. Es wird vom „Ausgleichsfonds für überregionale Vorhaben zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gefördert.