Mai 2021

Digital und Inklusiv

Ein Workshop beim Digitalen Ökumenischen Kirchentag 2021

Ein Laptop, auf dem eine PowePoint-Präsentation läuft. Darauf steht: In der Vielfalt der digitalen Kommunikationsformen haben wir die Chance, vielfältige Zugänge zu Kirche zu öffnen. Dafür müssen wir aber auch etwas tun.

Unsere Studentische Mitarbeiterin Julia Schönbeck hat beim Digitalen Ökumenischen Kirchentag in diesem Jahr einen Workshop gehalten zum Thema „Digitale Teilhabe für eine inklusive Kirche“. Hier stellt sie eine ihrer Thesen vor:

Beim Telefonieren kann ich mein Gegenüber nicht sehen, beim Schreiben kann ich den Tonfall nicht hören: Häufig wird die Kommunikation über Medien für ihre eingeschränkten Kommunikationsebenen kritisiert. Dabei wird von der Norm nicht-behinderter Personen und deren Wahrnehmungs- und Kommunikationsmöglichkeiten ausgegangen. Eine blinde Person kann in Gesprächen keine visuellen Aspekte aufnehmen, kann beispielsweise die Mimik nicht sehen und deuten. Es treten dafür andere Ebenen in den Vordergrund, sodass nicht grundsätzlich von einem Mangel auszugehen ist. Während einige sich schwer damit tun, Gedanken schriftlich zu formulieren und minutenlange Sprachnachrichten verschicken, empfinde ich das Schreiben häufig als leichter und habe das Gefühl, mich klarer und bewusster dadurch ausdrücken zu können. Tatsache ist, dass wir die Botschaft, die beim Gegenüber ankommt, immer nur begrenzt kontrollieren können. Mein Tonfall, eine Geste, eine Formulierung können von vier Menschen auf vier verschiedene Weisen aufgenommen und verstanden werden. Zusätzliche Ebenen tragen nicht automatisch dazu bei, Sprache eindeutiger zu machen. Auch analoge Kommunikation ist dementsprechend nicht so einheitlich und eindimensional wie häufig vorausgesetzt: Es gibt mehr als die lautsprachliche Norm. Vielfältige digitale Kommunikationsformen und -medien heißen damit auch: vielfältige Zugänge zu Kommunikation und Teilhabe an Gemeinschaft. Digitale Formate haben damit die Chance, barrierefreier und inklusiver zu sein – wenn wir es denn wollen.

Das heißt: In der Vielfalt der Kommunikationsformen, der Medien, der Formate online, haben wir die Chance vielfältige Zugänge zu Kirche zu öffnen. Weil sie sich ergänzen.

Dafür müssen wir aber auch etwas tun. Das heißt z.B. sich die Zeit für Untertitel auf YouTube zu nehmen, bzw. die automatischen Untertitel zu überarbeiten, damit sie wirklich zum Verständnis beitragen. Das heißt, auf Instagram und Twitter Bildbeschreibungen zu verfassen. Mir die Mühe zu machen, ein Transkript für meinen Podcast zu erstellen. Das bedeutet, einen Text in leichter Sprache für die Gemeindehomepage zu schreiben. Oder bei der Anmeldung zu einem Seminar Unterstützungsbedarf im Hinblick auf Barrierefreiheit abzufragen und dann auch zu ermöglich.

„Wir Menschen mit Behinderung können in einem Unternehmen Umsatz und Image steigern“

Video-Statement zum Europäischen Protesttag am 5. Mai

Bonn, 05.05.2021 Zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai fordern Akademiker*innen mit Behinderung bessere Möglichkeiten zur Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt. Unter der Überschrift „Profit durch Inklusion“ betonen Frauen und Männer des iXNet-Mentoringprogramms des Hildegardis-Vereins in einer Videobotschaft: „Wir Menschen mit Behinderung können in einem Unternehmen Umsatz und Image steigern. Wir leisten wertvolle Arbeit – auch in Führungspositionen.“ Die Akademiker*innen rufen dazu auf, als Personen mit ihren jeweiligen Stärken wahrgenommen zu werden: „Wir sind mehr als unsere Behinderung.“

Gemäß dem diesjährigen Motto des Protesttages „Deine Stimme für Inklusion – mach mit!“ hatte der Hildegardis-Verein die Teilnehmer*innen des Projektes iXNet und Gäste eingeladen, sich am Protesttag zu beteiligen. Dazu organisierte der Hildegardis-Verein einen virtuellen Stammtisch. Mentees, Mentor*innen und die Veranstalterinnen des Hildegardis-Vereins sprachen in diesem Rahmen über die größten Teilhabe-Barrieren im Alltag und in der Arbeitswelt sowie darüber, wie die Gesellschaft inklusiver gestaltet werden könnte. Sie erarbeiteten in Kleingruppen mehrere Statements für eine inklusive Gesellschaft. Arbeitgeber*innen rufen sie auf: „Ihr profitiert von unseren Stärken, also behindert uns nicht!“ und „Inklusion ist ein Menschenrecht und kein Sparmodell.“ Auch mehr Barrierefreiheit im Öffentlichen Personennahverkehr als ein Gut, das sowohl allen Bevölkerungsgruppen als auch dem Klimaschutz diene, wurde gefordert.

Das iXNet-Mentoring-Programm ist Teil des Projektes iXNet – inklusives Expert*innen-Netzwerk, das als Peer-Support-Netzwerk Akademiker*innen mit Behinderungen auf ihrem beruflichen Weg unterstützt.

Das kurze Video mit Untertiteln und Gebärdensprachdolmetscher wird auf der Webseite und den Social-Media-Kanälen des Hildegardis-Vereins (Twitter, Instagram, YouTube) veröffentlicht. Es ist Teil der Social-Media-Aktion „Deine Stimme für Inklusion – mach mit!“ von Aktion Mensch zum Protesttag.