November 2015

Mitgliederversammlung 2015

...und Netzwerktreffen

Am Wochenende des 30./31.10.2015 tagte die Mitgliederversammlung des Hildegardis-Vereins e.V. in Bonn und wählte einen neuen Vorstand: Prof. Dr. Gisela Muschiol (56), Kirchenhistorikerin an der Universität Bonn wurde einstimmig als Vorsitzende wiedergewählt. Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof (45), Professorin für Deutsches und Ausländisches Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und langjähriges engagiertes Mitglied im Beirat des Vereins, ist die neue stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins. In weitere Ämter beriefen die Anwesenden eine Reihe jüngerer Frauen, die im Hildegardis-Verein in den vergangenen Jahren vielfach Verantwortung übernommen haben: Dr. Hannah Schepers (29) aus Berlin als Schatzmeisterin und Dr. Regina Illemann (33) aus Bonn als Schriftführerin. Dr. Iris Müller-Limbach wurde als Justiziarin, und Petra Dierkes und Aenne Siebert wurden als Beisitzerinnen wiedergewählt.

Eva M. Welskop-Deffaa/Berlin, die von 2003 bis 2014 als stellvertretende Vorsitzende für den Verein tätig war, wurde bei einem Festakt mit großem Dank für Ihr Wirken im Hildegardis-Verein aus dem Vorstand verabschiedet. In ihrer Laudatio erinnerte Hildegard Müller, Hauptgeschäftsführerin im Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., an die Projekte des Vereins, die maßgeblich von Frau Welskop-Deffaa mit auf den Weg gebracht wurden: das Helene-Weber-Kolleg des Hildegardis-Vereins (2005-2006), die Einführung eines Familienstipendiums zur Vereinbarkeit von Elternschaft und Ausbildung, das bundesweit erste Mentoring-Programm für Studentinnen mit Behinderung und chronischer Krankheit (2008-2013) und das Projekt „Lebensweg inklusive: KompetenzTandems für Studentinnen mit und ohne Behinderung“ (2013-2016). Auch Dr. Monika Born schied nach 6 Jahren Amtszeit als Beisitzerin aus dem Vorstand aus.

Auf der Tagesordnung stand für die Mitglieder insbesondere auch die Diskussion über eine intensivierte Netzwerkarbeit. „Wir wollen hier sowohl fächer-, berufs- als auch generationenübergreifend noch stärker tätig werden“, so Prof. Dr. Gisela Muschiol. „Denn Frauen müssen sich noch viel miteinander vernetzen, wenn sie ihr Potenzial in Gesellschaft, Kirche und Wirtschaft ganz ausschöpfen wollen.“

Diese Fragen wurden im Anschluß an die Mitgliederversammlung auch im Rahmen einer Podiumsdiskussion unter Leitung der ehemaligen Staatsministerin Hildegard Müller zum Thema vertieft. Die Diskussionsrunde zum Thema „Sich selbst treu bleiben – Frauen an der Spitze und dem Weg dahin“ bildete die Eröffnungsveranstaltung eines anderthalbtägigen Netzwerktreffens, zu dem der Hildegardis-Verein nicht nur seine Mitglieder, sondern auch Frauen aus seinem erweiterten Kontaktkreis eingeladen hatte.

Die 80 Teilnehmenden tauschten sich auch am folgenden Tag bei einem sogenannten Wissens-Café mit dem Titel „Berufs(um)wege?“ lebhaft weiter untereinander sowie mit Expertinnen und Experten aus: Prof. Dr. Ingeborg Schwank, die an der Universität Köln eine Professur für Mathematik und ihre Didaktik inne hat, sprach z. B. über ihre Karriere in einem von Männern dominierten Wissenschaftszweig; Dr. Claudia Lücking-Michel/Berlin, MdB, schilderte die Herausforderungen, die ein politisches Mandat mit sich bringt und Domvikar Dr. Hans Günther Ullrich/Trier diskutierte mit den Teilnehmerinnen über das Thema „Berufung als Beruf“. Weiter referierten Andrea Qualbrink („Macht hoch die Tür – als Frau in kirchlicher Führungsposition“), Patricia Jansen („Im Spagat – Alleiner-ziehend“), Annette Mailänder („Erfolgsfaktoren für eine erfüllende selbstständige Tätigkeit“), Dr. Petra Morsbach: „Kultur (er)leben – mit Literatur Gesellschaft gestalten“, Schwester Franziska Passeck OSF („Der Sog nach unten – Lebensbrüche“) und Prof. Dr. Ingeborg Schwank („Fast ohne-gleichen – Karriere als Frau in einer Männerdomäne“).

Einen Möglichkeitsraum für Selbstwirksamkeit eröffnen

Hildegardis-Verein beschließt das zweite Projektjahr von „Lebensweg inklusive“

„Wer bin ich und wie will ich mein (Berufs-)Leben zukünftig gestalten?“ Für die Teilnehmenden der zweiten Projektrunde von „Lebensweg inklusive“ standen diese Fragen im Mittelpunkt ihrer Tandemzeit in den letzten 12 Monaten. Zum letzten Mal trafen sich die 20 Studentinnen, die für 1 Jahr ein Tandem bildeten, und ihre 20 Co-Mentor/innen am letzten Wochenende zum gemeinsamen Austausch in Bonn. Dabei waren sie sich darin einig: die Zeit miteinander hat Einblick in andere, bislang fremde, Lebenswirklichkeiten gewährt und neue Perspektiven aufgezeigt. Sie war von Vertrauen gesprägt, hat Neugier geweckt und Stereotypen aufgelöst.

Angeregt diskutierten und reflektierten die 40 Projektteilnehmenden auf der zweitägigen Abschlussveranstaltung im Rahmen verschiedener Workshops, Diskussionsrunden und Arbeitseinheiten das, was sie im zurück liegenden Projektjahr erlebt haben: die Besuche der studentischen Tandems bei ihren 2 Co-Mentor/innen, die Gespräche mit der Supervisorin, Dr. Annette Standop, die gemeinsamem Gruppentreffen in Bonn und natürlich die vielen Telefonate, Emails, Skype-Sitzungen und Facebook-Konversationen, die sich seit dem ersten Treffen der Teilnehmenden im November 2014 in Nürnberg ergeben haben. Für die meisten der Studentinnen und ihrer berufserfahrenen Begleiter und Begleiterinnen steht fest: auch in Zukunft wollen sie in Kontakt bleiben.

„Uns als Teilnehmenden wurde in dem Programm Eigenverantwortung zugetraut und zugemutet. Das ist in meinem Unialltag eine ungewohnte Erfahrung“, so eine Mentee des Programms.

Die vielfältigen biografischen Erfahrungen der Teilnehmenden sind nun die Grundlage für die Handlungsempfehlungen, die aus dem Projekt für eine gendergerechte, inklusive Hochschule abgeleitet werden, so Prof. Dr. Monika Treber, Vorsitzende des Projektbeirates und Co-Mentorin in der zweiten Runde. „Viele Vereinbarungen zur Barrierefreiheit wurden in der Hochschullandschaft schon mit Beschlüssen (u.a. zu einer „Hochschule für alle“) getroffen. In der Umsetzung liegt aber die besondere Herausforderung und hierzu kann das Projekt des Hildegardis-Vereins wichtige Hinweise liefern. Mit seinem spezifischen Ansatz, der partnerschaftlichen inklusiven Kooperation in Tandems, in denen je eine Studentin mit und eine Studentin ohne Behinderung ein Jahr lang zusammenarbeiteten, sowie der Begleitung durch zwei berufserfahrene Akademiker/innen war ein verbindlicher Rahmen vorgegeben. Den konnten die Teilnehmenden selbst füllen und sich als eigenverantwortlich handelnde Akteurinnen und Akteure erleben.“ Diese Erfahrung von Selbstwirksamkeit kann den Studierenden im weiteren Leben bei anstehenden Entscheidungen und Entwicklungs- und Veränderungsprozessen sich gute Dienste leisten.“

Im Rahmen der Tagung zollte die Schirmherrin des Projektes, Karin Nordmeyer, Vorsitzende des Nationalen Komitees Deutschland von UN Women, den Teilnehmenden große Anerkennung für ihr Engagement und wünschte ihnen Mut, Phantasie und Beharrlichkeit, um sich eigene Ziele zu setzen, und diese auch selbstbewusst anzugehen. Zusammen mit Petra Strack, der Leiterin der Personalabteilung von „Aktion Mensch“, ermutigte sie dazu, die eigenen Träume im Blick zu behalten, auch – oder gerade dann – wenn dabei Widerstände zu überwinden sind.

Der Hildegardis-Verein hat für die Lernerfahrungen der Beteiligten einen Raum eröffnet, in dem sich junge Menschen vergewissern konnten, wo ihre Stärken liegen und welche Ziele sie sich setzen wollen. Die Soziologinnen Prof. Dr. Mechthild Bereswill und Johanna Zühlke von der Universität Kassel stellten während des Seminars den Stand der wissenschaftlichen Evaluation des Projektes vor, die als projektbegleitende qualitative Langzeitstudie angelegt ist.

Kooperation mit Albertus-Magnus-Verein Köln

STUDIENDARLEHEN FÜR STUDENTINNEN AUS DEM ERZBISTUM KÖLN

In Zusammenarbeit mit dem Kölner Albertus-Magnus-Verein (AMV) erweitert der Hildegardis-Verein sein Förderangebot: Im kommenden Sommersemester können im Rahmen dieser Kooperation zusätzliche Studiendarlehen an katholische/christliche Studentinnen aus dem Erzbistum Köln vergeben werden.

Gefördert werden Frauen aller Fachrichtungen und Studienziele; neben Erststudien können auch Zweit- und Aufbaustudiengänge oder Zusatzqualifikationen berücksichtigt werden. Die Darlehen sind zinslos. Die Bewerberin gibt in einem Finanzierungsplan den konkreten Finanzbedarf und die Finanzierungsdauer an. Der Bewerbung sind neben Bewerbungsbogen, Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen auch zwei Gutachten beizulegen.

Wie der Hildegardis-Verein wurde auch der Albert-Magnus-Verein vor über hundert Jahren gegründet, um katholischen Studierenden das Hochschulstudium zu ermöglichen. Die Verantwortlichen des Hildegardis-Vereins richteten sich mit ihren Förderangeboten an Frauen, der Albertus-Magnus-Verein unterstützte Männer. Seit 1996 können sich beim Kölner Albertus-Magnus-Verein auch weibliche Studierende bewerben.

Im Rahmen der neuen Studiendarlehens-Kooperation übernimmt der Hildegardis-Verein, in Zusammenarbeit mit dem AMV, das Ausschreibungs- und Vergabeverfahren. Die Kölner Bewerberinnen erhalten mit Aufnahme in die Darlehensförderung dann auch Zugang zu dem bundesweiten, generationenübergreifenden Netzwerk des Hildegardis-Vereins.

„Im Hildegardis-Verein setzen wir uns dafür ein, dass Frauen in ihrer Qualifizierung unterstützt werden und dass sie, wenn sie besondere Herausforderungen zu schultern haben, neben einer finanziellen Entlastung auch ein Netzwerk kennenlernen, in dem sie Gleichgesinnte treffen und Ermutigung erfahren. Wir danken dem Albertus-Magnus-Verein Köln sehr dafür, dass es durch die Zusammenarbeit möglich wird, weitere Frauen aus dem Bistum Köln zu fördern“, so Professorin Dr. Gisela Muschiol, Vorsitzende des Hildegardis-Verein.

Interessierte Studentinnen können sich ab sofort bewerben. Einsende¬schluss für die Darlehensvergabe für das kommende Sommer¬semester ist der 31. Dezember 2015. Weitere Informationen finden sich unter: www.hildegardis-verein.de/darlehen/bewerbungsunterlagen.