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Studentinnen mit Behinderung und Unternehmen arbeiten zusammen an zukunftsfähiger, inklusiver Arbeitswelt
Hildegardis-Verein startet mit Förderung von Aktion Mensch die zweite Phase des innovativen Projekts InklusionsGuides

Bonn, 11.09.2023. An der zweiten Runde des innovativen Projekts „InklusionsGuides” des Hildegardis-Vereins nehmen die europäische Großbank BNP Paribas, die Stadt Bonn, die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Landesverband Niedersachsen des Sozialverbands Deutschland sowie der Personaldienstleister Adecco teil. Mit einem hybrid veranstalteten Kick-off begann das deutschlandweite Pilotprojekt am Donnerstag und Freitag in Bonn. Zehn Studentinnen mit Behinderung werden als Expertinnen in eigener Sache die Institutionen beraten. Sie agieren als „InklusionsGuides” und arbeiten ein Jahr lang gemeinsam mit den Unternehmen an Stellenausschreibungen, Bildsprache, Employer Branding und Recruiting.
Die erste Runde der InklusionsGuides kann bereits einige Fortschritte verbuchen: Seit Ende 2022 werden der SV Werder Bremen, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die Universität des Saarlands, jobvalley und die Polizei Bonn beraten. Bei der Polizei Bonn etwa haben die Studentinnen probeweise den Bewerbungsprozess durchlaufen, um diesen inklusiver zu gestalten. Bei Werder Bremen wurden die Websites Fanshop und Karriere sowie die Stellenanzeigen auf inklusive (Bild-)Sprache überprüft und Vorschläge zur Überarbeitung und ganzheitlicher Vielfalt gemacht.
Ziel des Projektes ist es, eine inklusive Arbeitskultur zu schaffen und Frauen mit Behinderung gezielt in den Blick zu nehmen. Die Unternehmen lernen durch die Beraterinnen mit Behinderung, wie sie sich als inklusiver Arbeitgeber positionieren können. Die InklusionsGuides lernen die Arbeitswelt und bestenfalls auch potenzielle Arbeitgeber*innen kennen. Die Studentinnen erhalten vom Hildegardis-Verein bei den digitalen Guide-Treffen Trainings zu Themen wie „Wording und Begrifflichkeiten” rund ums Thema Inklusion und tauschen sich in kollegialer Beratung über das aus, was sie selbst erlebt haben.
„Mit dem sozial innovativen Projekt InklusionsGuides wollen wir dazu beitragen, das große Potenzial inklusiven Arbeitens sichtbarer und stärker nutzbar zu machen”, erklärte Hannah Schepers, stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins. „Wir hören immer wieder, dass Unternehmen und Organisationen Menschen mit Beeinträchtigung einstellen möchten. Und wir wissen von vielen Akademikerinnen mit Behinderung, die trotz hoher Qualifikationen lange nach einer angemessenen Beschäftigung suchen. Unser Ziel ist, durch das Projekt die Ursachen dieses Passungs-Problems anzugehen und ein besseres Matching zu ermöglichen,” so Schepers. Die Ergebnisse der Studie der Aktion Mensch zur Situation von Frauen mit Schwerbehinderung am Arbeitsmarkt aus dem Jahr 2021 seien dabei wichtige Leitlinien.
„Die Universität Bonn möchte […] die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Teilnahme am Projekt InklusionsGuides des Hildegardis-Vereins e.V. nutzen, um sich als Arbeitgeberin weiter strategisch inklusiv und divers zu positionieren”, so Julia Lindenberg, eine der Arbeitgebervertreter*innen in dem Vorhaben, die in der Stabsstelle Chancengerechtigkeit und Diversität der Universität Bonn Inklusion & Teilhabe als Projektkoordinatorin verantwortet. „Besonders wertvoll ist für uns dabei der Blick der Guides von außen, der uns hilft Potenziale in puncto Barrierearmut sowie Recruiting von Frauen mit Schwerbehinderung aufzuspüren, Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Gleichzeitig freuen wir uns darauf, den beiden Guides Einblicke in die Unternehmensstruktur und -kultur der Universität Bonn zu geben.”
„Ich freue mich, Teil dieses Projekts zu sein, weil ich mich für ein bunteres Miteinander einsetzen möchte, in dem nicht nur Chancengleichheit, sondern auch Chancengerechtigkeit gelebt wird”, sagt Elisa Mura, eine der InklusionsGuides, die an der Hochschule Witten ihren Abschluss in PsychoIogie gemacht hat. „Ich erwarte, dass wir in einer vielschichtigen Zusammenarbeit von Betroffenen, Expert*innen und Firmen nachhaltige Veränderungsprozesse anstoßen und dass Diversität von einem theoretischen Begriff zu greifbaren Maßnahmen wird.”
Im Laufe des von der Aktion Mensch und der BNP ParibasStiftung geförderten Projekts gibt es zwei Durchgänge („Guidance-Phasen“): Der erste Durchgang geht noch bis Dezember 2023. Die nun gestartete zweite Guidance-Phase dauert bis September 2024. Das Projekt soll im Anschluss mit interessierten Unternehmen und Guides fortgeführt werden.