Mentoring-Programm für Studentinnen mit Behinderung (2008-2013)

Frauen mit Handicap vermissen vor allem zu Beginn und zum Ende des Studiums eine persönliche Ansprechperson, die sie für einen begrenzten Zeitraum begleitet und ermutigt. Das ist das zentrale Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, mit der der Hildegardis-Verein im Europäischen Jahr der Chancengleichheit 2007 den Förderbedarf von Studentinnen mit Behinderung ermittelt hat.

Auf Grundlage dieser Studie startete der Hildegardis-Verein 2008 das bundesweit erste „Mentoring-Programm für Studentinnen mit Behinderung“. Insgesamt 60 Studentinnen wurden in das Programm aufgenommen. Für die Dauer eines Jahres wurden sie (eingeteilt in aufeinanderfolgenden drei Gruppen von je 20 Teilnehmerinnen) von einer berufserfahrenen Persönlichkeit mit akademischem Abschluss (Mentorin oder Mentor) in ihrer Lebens-, Studien- und Berufsplanung beraten.

Das Projekt, das im Juni 2013 zu Ende ging, wurde von der Conterganstiftung für behinderte Menschen gefördert und konnte Eva Luise Köhler als prominente Unterstützerin gewinnen.

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Die Teilnehmenden

Mentorinnen und Mentoren im Tandem

Herzstück des Programms ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Studentin (Mentee) und Berater/in (Mentor/in). Je eine Mentee und eine Mentorin bzw. ein Mentor bilden für die Dauer eines Jahres ein Tandem. Die Mentees waren Studentinnen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung. Sie kamen aus allen Fachrichtungen, Studienphasen, und aus allen Teilen Deutschlands.

Vereinbarungen - Wie man zusammen arbeitet

Leitfaden

Der Hildegardis-Verein hat in einem Leitfaden der Zusammenarbeit Tipps und Handreichung zusammengestellt. Sie können den Text hier herunterladen.

Die Mentoring-Vereinbarungen: Regeln, die helfen

Die thematischen Schwerpunkte ihrer Zusammenarbeit, ihre Kommunikationsform sowie den Rhythmus und die Dauer ihrer Gespräche bestimmen Mentor/in und Mentee in gegenseitiger Übereinkunft. Um für beide Seiten verbindliche Klarheit über die Eckpfeiler ihrer Zusammenarbeit zu schaffen, halten sie ihre wesentlichen Übereinkünfte in einer Mentoring-Vereinbarung fest. Diese Vereinbarung unterzeichnen sie zu Beginn der Zusammenarbeit als Tandem. Hier können Sie ein Muster der Mentoring-Vereinbarung herunterladen.

Programmablauf

Was, wann und wer

Das Mentoring-Programm förderte Studentinnen gezielt in ihrer wissenschaftlichen und beruflichen Karriere- und Lebensplanung, indem sie ein Jahr lang von einer Mentorenpersönlichkeit begleitet werden. Die Mentorinnen und Mentoren waren „gestandene“ Frauen und Männer mit Berufserfahrung und akademischem Abschluss. Jeweils ein/e Mentor/in und eine Mentee arbeiteten über die Dauer eines Jahres fest im Team zusammen. Sie bildeten ein sogenanntes Tandem.

Das Programm richtete sich an insgesamt 60 Mentees und 60 Mentoren/innen mit und ohne Behinderung. Es gliederte sich in drei aufeinanderfolgende einjährige Mentoringphasen mit je 20 Tandems. Die Projektteilnehmenden trafen sich bei drei Gruppentreffen, jeweils zu Beginn (Auftakttreffen), in der Mitte (Halbzeittreffen) und zu Ende (Abschlusstreffen) des Programmjahres.

Die erste Mentoringgruppe arbeitete von Dezember 2008 bis Dezember 2009 zusammen, die zweite Gruppe von Dezember 2009 bis Dezember 2010. Am 21./22. Januar 2011 nahm die dritte Gruppe die gemeinsame Arbeit bis Januar 2012 auf.

Evaluation

Wissenschaftlich, unabhängig, projektbegleitend

Bei der Konzeption des Programms hat der Hildegardis-Verein eine wissenschaftliche Auswertung durch eine begleitende Langzeitstudie eingeplant. Ziel der Evaluation war es, fundiert erhobene und unabhängige Ergebnisse über die Gestaltung, Umsetzung und Wirksamkeit dieses Pilotprojektes zu gewinnen. Diese Ergebnisse sind für den Hildegardis-Verein die Grundlage, um relevante Aussagen über Eignung und Rahmenbedingungen von Mentoring-Programmen als Förderinstrument für Studentinnen mit Behinderung insgesamt treffen zu können. Die Evaluation war als qualitative und prozessorientierte Begleitforschung angelegt, die zudem eine Rekonstruktion von Lern- und Entwicklungsverläufen über einen längeren Zeitraum umfasste.

Die Autorinnen

Durchgeführt wurde die prozessbegleitende Längsschnittstudie von einem Forschungsteam der Universität Kassel unter Leitung von Frau Professor Dr. Mechthild Bereswill. Frau Professor Bereswill verfügt über umfassende Erfahrung in der qualitativen Sozialforschung und wurde 2007 auf den Lehrstuhl Soziologie der sozialen Differenzierung und Soziokultur im Fachbereich Sozialwesen der Universität Kassel berufen. Sie können die Kurzfassung der Evaluation hier herunter laden.

Besondere Veranstaltungen

Im Laufe des Projektes fanden einige zusätzliche Tagungen und Kongresse statt, zu denen nicht nur die Teilnehmerinnen eines Jahrgangs eingeladen waren. Dazu gehörten etwa die Netzwerktagung im Dezember 2010 und der große Abschlusskongress des Mentoring-Projektes im September 2012. Diese Veranstaltungen bieten eine hervorragende Basis für einen angeregten Austausch und eine dauerhafte Vernetzung. Zum ganzen Bericht geht es hier.

Der Abschlusskongress

Mit einem großen Kongress beging der Hildegardis-Verein e.V. am 7./8. September 2012 in Berlin den Abschluss des bundesweit ersten Mentoring-Programms für Studentinnen mit Behinderung und chronischer Erkrankung. Fünf Jahre nach dem Auftakt des Projekts kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der zweitägigen Veranstaltung mit Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammen, um Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen. Lesen Sie hier mehr über den Abschlusskongress.

Hier können Sie die Projektdokumentation (PDF, 4MB) herunterladen.

Hier können Sie die Kurzfassung der wissenschaftlichen Evaluation (PDF, 700KB) herunterladen.