September 2023

Studentinnen mit Behinderung und Unternehmen arbeiten zusammen an zukunftsfähiger, inklusiver Arbeitswelt

Hildegardis-Verein startet mit Förderung von Aktion Mensch die zweite Phase des innovativen Projekts InklusionsGuides

Gruppenfoto: 13 eher jüngere Frauen und ein Mann mit teils sichtbaren und teils unsichtbaren Behinderungen stehen unter einem Baum am Tagungshaus.

Bonn, 11.09.2023. An der zweiten Runde des innovativen Projekts „InklusionsGuides” des Hildegardis-Vereins nehmen die europäische Großbank BNP Paribas, die Stadt Bonn, die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Landesverband Niedersachsen des Sozialverbands Deutschland sowie der Personaldienstleister Adecco teil. Mit einem hybrid veranstalteten Kick-off begann das deutschlandweite Pilotprojekt am Donnerstag und Freitag in Bonn. Zehn Studentinnen mit Behinderung werden als Expertinnen in eigener Sache die Institutionen beraten. Sie agieren als „InklusionsGuides” und arbeiten ein Jahr lang gemeinsam mit den Unternehmen an Stellenausschreibungen, Bildsprache, Employer Branding und Recruiting.

Die erste Runde der InklusionsGuides kann bereits einige Fortschritte verbuchen: Seit Ende 2022 werden der SV Werder Bremen, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die Universität des Saarlands, jobvalley und die Polizei Bonn beraten. Bei der Polizei Bonn etwa haben die Studentinnen probeweise den Bewerbungsprozess durchlaufen, um diesen inklusiver zu gestalten. Bei Werder Bremen wurden die Websites Fanshop und Karriere sowie die Stellenanzeigen auf inklusive (Bild-)Sprache überprüft und Vorschläge zur Überarbeitung und ganzheitlicher Vielfalt gemacht.

Ziel des Projektes ist es, eine inklusive Arbeitskultur zu schaffen und Frauen mit Behinderung gezielt in den Blick zu nehmen. Die Unternehmen lernen durch die Beraterinnen mit Behinderung, wie sie sich als inklusiver Arbeitgeber positionieren können. Die InklusionsGuides lernen die Arbeitswelt und bestenfalls auch potenzielle Arbeitgeber*innen kennen. Die Studentinnen erhalten vom Hildegardis-Verein bei den digitalen Guide-Treffen Trainings zu Themen wie „Wording und Begrifflichkeiten” rund ums Thema Inklusion und tauschen sich in kollegialer Beratung über das aus, was sie selbst erlebt haben.

„Mit dem sozial innovativen Projekt InklusionsGuides wollen wir dazu beitragen, das große Potenzial inklusiven Arbeitens sichtbarer und stärker nutzbar zu machen”, erklärte Hannah Schepers, stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins. „Wir hören immer wieder, dass Unternehmen und Organisationen Menschen mit Beeinträchtigung einstellen möchten. Und wir wissen von vielen Akademikerinnen mit Behinderung, die trotz hoher Qualifikationen lange nach einer angemessenen Beschäftigung suchen. Unser Ziel ist, durch das Projekt die Ursachen dieses Passungs-Problems anzugehen und ein besseres Matching zu ermöglichen,” so Schepers. Die Ergebnisse der Studie der Aktion Mensch zur Situation von Frauen mit Schwerbehinderung am Arbeitsmarkt aus dem Jahr 2021 seien dabei wichtige Leitlinien.

„Die Universität Bonn möchte […] die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Teilnahme am Projekt InklusionsGuides des Hildegardis-Vereins e.V. nutzen, um sich als Arbeitgeberin weiter strategisch inklusiv und divers zu positionieren”, so Julia Lindenberg, eine der Arbeitgebervertreter*innen in dem Vorhaben, die in der Stabsstelle Chancengerechtigkeit und Diversität der Universität Bonn Inklusion & Teilhabe als Projektkoordinatorin verantwortet. „Besonders wertvoll ist für uns dabei der Blick der Guides von außen, der uns hilft Potenziale in puncto Barrierearmut sowie Recruiting von Frauen mit Schwerbehinderung aufzuspüren, Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Gleichzeitig freuen wir uns darauf, den beiden Guides Einblicke in die Unternehmensstruktur und -kultur der Universität Bonn zu geben.”

„Ich freue mich, Teil dieses Projekts zu sein, weil ich mich für ein bunteres Miteinander einsetzen möchte, in dem nicht nur Chancengleichheit, sondern auch Chancengerechtigkeit gelebt wird”, sagt Elisa Mura, eine der InklusionsGuides, die an der Hochschule Witten ihren Abschluss in PsychoIogie gemacht hat. „Ich erwarte, dass wir in einer vielschichtigen Zusammenarbeit von Betroffenen, Expert*innen und Firmen nachhaltige Veränderungsprozesse anstoßen und dass Diversität von einem theoretischen Begriff zu greifbaren Maßnahmen wird.”

Im Laufe des von der Aktion Mensch und der BNP ParibasStiftung geförderten Projekts gibt es zwei Durchgänge („Guidance-Phasen“): Der erste Durchgang geht noch bis Dezember 2023. Die nun gestartete zweite Guidance-Phase dauert bis September 2024. Das Projekt soll im Anschluss mit interessierten Unternehmen und Guides fortgeführt werden.

Hinaus ins Weite: Netzwerktreffen des Hildegardis-Vereins befasst sich mit Neuanfängen und Aufbrüchen von Frauen

Kreuter-Kirchhof: FrauenForum schafft Bildungsräume für Frauen, ermutigt und bestärkt sie

Bonn, 2.09.2023 Die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Beate Gilles, hat sich auf dem FrauenForum des Hildegardis-Vereins für mehr Präsenz von Frauen in Führung ausgesprochen. „Es gibt viele Frauen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, aber damit sie wirksam werden können, benötigen sie ein entsprechendes Umfeld“, sagte Gilles am Samstag in Bonn beim großen Netzwerktreffen des Hildegardis-Vereins. „Damit Führung übernommen und gestaltet werden kann, bedarf es des Weitblicks, der die Strukturen insgesamt berücksichtigt.“ Insbesondere in kirchlichen Einrichtungen und Ordinariaten könne neben der 2019 durch die Bischofskonferenz avisierte Quote künftig auch auf die Begleitung von Berufsbiografien sowie die Einführung verschiedener Leitungsmodelle geachtet werden, so Gilles.

Auf dem Abschlusspodium sprachen Gilles und Führungskräfte-Coach Karen Schallert über Vielfalt in der Arbeitswelt, Sichtbarkeit als Frau in Führung, Kraftquellen des eigenen Handelns und Gelingensfaktoren zur Überwindung von unbewussten Rollenstereotypen. Schallert, die 14 Jahre lang Führungskraft im internationalen Anlagenbau/Schiffbau von TGE Marine Gas Engineering, ist heute selbständig mit HandicapUnlimited. Sie sprach sich für mehr Vielfalt in Teams aus. „Ein Team, in dem unterschiedliche Menschentypen sind, arbeitet innovativer und progressiver“, so Schallert.

Die zuvor neu bestätigte Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof erinnerte daran, dass im Motto „Hinaus ins Weite“ sowohl Neuanfänge als auch gescheiterte oder erzwungene Aufbrüche stecken. „Unsere InklusionsGuides berichten, wie sie Unternehmen die Weite der Inklusion nahebringen. Wir sprechen über den Aufbruch der katholischen Kirche auf dem Synodalen Weg, über Frauen und Flucht, über Frauen und Frieden und über Geschichten des Scheiterns.“ Beim FrauenForum seien alle Themen vorgekommen, mit denen der Hildegardis-Verein in seinen Projekten Frauen (Bildungs-)Räume schafft, sie ermutigt und bestärkt, so Kreuter-Kirchhof.

„Das Cusanuswerk“, so der Leiter der Bischöflichen Studienförderung, Prof. Dr. Georg Braungart, „unterstützt nicht nur aus innerkirchlicher Verbundenheit heraus, sondern gerade auch als Begabtenförderung, das Anliegen des FrauenForums, Räume der Begegnung für Frauen aus verschiedenen Generationen zu schaffen und Führung, Verantwortung, gesellschaftliches Engagement gemeinsam in den Blick zu nehmen. Wir sind dankbar für die langjährige Kooperation zwischen dem Hildegardis-Verein und dem Cusanuswerk.“

Beim FrauenForum befassten sich am Freitag und Samstag 80 Teilnehmerinnen unter dem Leitwort „Hinaus ins Weite“ mit Frauen in Bezug auf die Themen Friedensinitiativen, Inklusion in Unternehmen, Scheitern und Neu-Beginnen, Mut, Sichtbarkeit von Frauen sowie Frauen und Flucht. Zwei aus Eritrea stammende Bonnerinnen unterschiedlicher Generationen, Hiwet Tsegai und Gergishu Yohannes, berichteten, was „Hinaus ins Weite“ für sie bedeutet.

Mitglieder wählen Vorstand des Hildegardis-Vereins

Unmittelbar vor dem FrauenForum wählten die Mitglieder des Hildegardis-Vereins den Vorstand neu. Als Vorsitzende wurde die Juristin Kreuter-Kirchhof bestätigt, als stellvertretende Vorsitzende die Politikwissenschaftlerin Dr. Hannah Schepers und als Schatzmeisterin Dr. Monika Arzberger. Neu wurde die Soziologin Andrea Heim in den Vorstand gewählt, dem weiterhin Petra Dierkes, Dr. Regina Illemann, Dr. Iris Müller-Limbach sowie die Geschäftsführerin Birgit Mock angehören. Aus dem Vorstand ausgeschieden ist die Berner New-Work-Expertin Prof. Dr. Caroline Straub.

Das FrauenForum ist ein generationenübergreifendes Treffen, das der Hildegardis-Verein mit Frauen aus seinem generationenübergreifenden Netzwerk in Kooperation mit der Bischöflichen Studienförderung „Cusanuswerk“ durchführt. Es wurde im Jahr 2016 mit einem der „Ideenpreise“ des Cusanuswerks ausgezeichnet und fand nun zum dritten Mal statt. Zum Netzwerk des Hildegardis-Vereins zählen Frauen, die an den unterschiedlichen Vorhaben des Vereins beteiligt sind oder waren, sei es als Darlehensstipendiatinnen für Studentinnen, als Teilnehmerin der Projekte zu Inklusion an Hochschulen und im Berufsleben oder des Programms „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“.