2022
Gründen mit Behinderung? Selbstverständlich!
Mentoring-Programm BESSER des Hildegardis-Vereins gestartet
Bonn, 12.12.2022. Sich selbständig machen oder ein Unternehmen ins Leben rufen braucht Mut. Diesen beweisen die gründungsinteressierten Frauen und Männer mit Behinderung, die am Wochenende in Bonn mit einem zweitägigen Seminar in das neue Mentoring-Programm des Hildegardis-Vereins gestartet sind. Innerhalb des modellhaften Projekts „Barrierefrei Existenzgründen. Selbständig und erfolgreich im Erwerbsleben mit Behinderung (BESSER)“ werden sie als Mentees ein Jahr lang von Mentor*innen mit Behinderung, die selbst Gründer*innen sind oder freiberuflich arbeiten, begleitet.
„Ich dachte, ich will Beamtin werden, um abgesichert zu sein, aber da bin ich in einem Goldenen Käfig und kann mein Potenzial nicht so entfalten, wie ich das möchte“, sagte die Psychologin Sabiha Heid, die sich als Coach selbständig machen möchte. Sie ist eine von zwölf Mentees, die an dem bundesweiten Mentoring teilnehmen. Deren Geschäftsideen reichen von der Gründung eines Assistenzdienstes, einer Wirtschaftsberatung und eines Co-Working-Space für Menschen mit Behinderung über freischaffende Arbeit als 3D-Artist bis hin zu einem Schneideratelier und einer Podologie-Praxis.
Als ehrenamtlicher Mentor nimmt unter anderem der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Holger Kiesel, teil: „Mein Angebot als Mentor ist es, den Menschen, die vor einer Gründung stehen, die Angst vor dem Scheitern zu nehmen, damit sie sich auf ihre Stärken konzentrieren und ihre Potenziale ausschöpfen“, so Kiesel. Die eigene Persönlichkeit sei einer der entscheidenden Faktoren für den nachhaltigen Erfolg einer Gründung, ergänzte Trainerin Dr. Annette Standop. „Ich habe in meiner Generation keine Vorbilder gehabt, deshalb ist es mir nun wichtig, Vorbild zu sein für eine neue Generation“, sagte Mentorin Dr. Irmhild Rogalla, die das Institut für Digitale Teilhabe der Hochschule Bremen leitet. Das BESSER-Mentoring wirkt über Vorbilder und trägt zu einer nachhaltigen Biografieförderung aller Beteiligter bei.
Bis zum 15. März sind Bewerbungen für die zweite Mentoring-Gruppe möglich
„BESSER ist für den Hildegardis-Verein ein Projekt, mit dem wir eine weitere Gruppe von Menschen mit Behinderung erreichen: die Gründungsinteressierten“, sagte Dr. Hannah Schepers, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, der seit 15 Jahren innovative (Mentoring-)Programme mit Studentinnen und Akademiker*innen mit Behinderung durchführt. In dieser Gruppe gebe es viele Fachkräfte, die in einer Zeit des Fachkräftemangels ein großes Potential darstellten. „Ihre geplanten Start-Ups sind nicht nur für die Arbeitswelt, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes eine Bereicherung, denn Inklusion bringt uns alle weiter.“
Im Sommer 2023 geht eine zweite Gruppe des BESSER-Mentoring-Programms an den Start. In dieser gibt es noch 15 freie Plätze für gründungsinteressierte Mentees mit Behinderung sowie für 15 Mentor*innen, die als Selbständige mit einer Schwerbehinderung arbeit(et)en. Bis zum 15. März kann man sich unter https://www.hildegardis-verein.de/besser.html bewerben.
Das Kooperationsprojekt BESSER unterstützt Menschen mit Behinderung bei der Gründung einer tragfähigen Selbständigkeit. Ziel ist es, die Erwerbschancen von insbesondere Frauen mit Behinderung überregional durch eine bedarfsgerechte Beratung, Betreuung und Unterstützung in Fragen der Gründung und Erwerbsselbständigkeit zu verbessern. BESSER wird gemeinsam vom Institut für Freie Berufe an der Universität Erlangen‐Nürnberg (IFB), dem Hildegardis-Verein, der Social Impact gGmbH, dem Institut für empirische Soziologie an der Universität Erlangen‐Nürnberg (IfeS) und der Bundesagentur für Arbeit – Zentrale Auslands‐ und Fachvermittlung (ZAV) durchgeführt. Das Projekt läuft von Mai 2022 bis Oktober 2025. Es wird vom „Ausgleichsfonds für überregionale Vorhaben zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gefördert.
InklusionsGuides starten Beratung von Unternehmen wie Werder Bremen
Studentinnen mit Behinderung und Unternehmen entwickeln Schritte für eine zukunftsfähige inklusive Arbeitswelt
Bonn, 28.11.2022. Axel Springer National Media & Tech, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die Plattform für flexibles Arbeiten jobvalley, die Polizei Bonn, die Universität des Saarlands und der SV Werder Bremen nehmen als Arbeitgeber*innen am Projekt „InklusionsGuides“ des Hildegardis-Vereins teil. Mit einer hybriden Kick-off Veranstaltung begann das deutschlandweite Pilotprojekt am Donnerstag und Freitag in Bonn.
14 Studentinnen mit Behinderung werden als Expertinnen in eigener Sache die sechs Institutionen beraten. Sie agieren als „InklusionsGuides“ und arbeiten ein Jahr lang gemeinsam mit den Unternehmen an Stellenausschreibungen, Bildsprache, Employer Branding und Recruiting. Ziel des Projektes ist es, eine inklusive Arbeitskultur zu schaffen und Frauen mit Behinderung gezielt in den Blick zu nehmen. Die Unternehmen lernen durch die Beraterinnen mit Behinderung, wie sie sich als inklusiver Arbeitgeber positionieren können. Die InklusionsGuides lernen die Arbeitswelt und bestenfalls auch potenzielle Arbeitgeber*innen kennen.
„Mit dem sozial innovativen Projekt InklusionsGuides wollen wir dazu beitragen, das große Potenzial inklusiven Arbeitens sichtbarer und stärker nutzbar zu machen,“ erklärte Hannah Schepers, stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins. Nach 15 Jahren intensiver Erfahrung mit Inklusionsprojekten, greife der Verein mit „InklusionsGuides“ auch eine aktuelle Herausforderung auf: „Wir hören immer wieder, dass Unternehmen und Organisationen Menschen mit Beeinträchtigung einstellen möchten. Und wir wissen von vielen Akademikerinnen mit Behinderung, die trotz hoher Qualifikationen lange nach einer angemessenen Beschäftigung suchen. Unser Ziel ist, durch das Projekt die Ursachen dieses Passungs-Problems anzugehen und ein besseres Matching zu ermöglichen,“ so Schepers. Die Ergebnisse der Studie der Aktion Mensch zur Situation von Frauen mit Schwerbehinderung am Arbeitsmarkt aus dem Jahr 2021 seien dabei wichtige Leitlinien.
Werder Bremen-Personalerin: Wollen von der Expertise der Studentinnen profitieren
Gefördert wird das Projekt durch die Aktion Mensch. Deren Sprecherin Christina Marx hob insbesondere den Peer-Charakter des Projekts hervor: „Wir wissen aus zahlreichen Studien, dass viele Unternehmen der Einstellung von Menschen mit Behinderung grundsätzlich sehr positiv gegenüberstehen, es aber häufig noch Unsicherheiten und Berührungsängste gibt. Mit den InklusionsGuides schafft der Hildegardis-Verein quasi eine ‚Win-Win-Situation.‘“ Das Zusammenbringen von Arbeitgeber*innen und potenziellen Arbeitnehmer*innen mit Behinderung, vor allem von Frauen, sei ein wichtiger Aspekt, der mit dem Projekt angegangen werde.
Eva Ihlenfeld, Personalentwicklerin beim SV Werder Bremen verweist auf eine lange Historie des Sportvereins im Bereich Inklusion. „Unser Ziel ist Teilhabe beim SV Werder Bremen durch eine diskriminierungsfreie Organisations- und Sportkultur, in der sich alle mit ihren individuellen Potentialen einbringen und ihre Leistungsfähigkeit in einem von Offenheit, Toleranz und Integration geprägten Umfeld entfalten können. Daher freuen wir uns sehr, mit der Teilnahme am Projekt des Hildegardis-Vereins an unser bisheriges Engagement anzuknüpfen und von der Expertise der Studentinnen und Akademikerinnen zu profitieren,“ so Ihlenfeld. „Wir erhoffen uns durch die Zusammenarbeit mit den beiden Guides die Inklusion bei den Grün-Weißen voranzutreiben und den Abbau von Barrieren zur Gestaltung eines inklusiven Arbeitsumfeldes, in dem Menschen mit und ohne Behinderung erfolgreich zusammenarbeiten, zu fördern.“
Im Laufe des von der Aktion Mensch geförderten Projekts wird es zwei Durchgänge („Guidancephasen“) geben: Der nun gestartete Durchgang dauert bis Oktober 2023. Von Juni 2023 bis Mai 2024 findet die zweite Guidancephase statt, für die sich noch Arbeitgeber*innen und Studentinnen bewerben können. Das Projekt soll im Anschluss mit interessierten Unternehmen und Guides fortgeführt werden.
Kettelerpreis für Women4Youth
Hilfe für junge Frauen in der Coronakrise ausgezeichnet
Köln, 23.11.2022 Die Spendenkampagne Women4Youth für junge Frauen in der Coronakrise wird am Sonntag im Kölner Maternushaus mit dem Kettelerpreis der Stiftung ZASS der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands (KAB) ausgezeichnet. ZASS würdige dieses Jahr „Solidaritätsschaffende“, da in der Corona-Pandemie überall schnell alternative Lösungen gefunden werden mussten, erklärte der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung ZASS, Peter Niedergesäss. „Wir danken für ihr Engagement für eine neue Kultur der Solidarität in unserer Gesellschaft. Sie ist bitter notwendig und tut uns allen gut.“
2021 gründeten der Hildegardis-Verein e.V., IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Deutschland e.V. und der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB) die Kampagne Women4Youth. „Mit Women4Youth haben wir jungen Frauen Räume zur gegenseitigen Ermutigung eröffnet. Die Teilnehmerinnen der Women4Youth-Angebote haben uns bestätigt, dass ihnen diese Form des Empowerments sehr geholfen hat. Wir freuen uns sehr, dass die Stiftung ZASS unsere Arbeit auszeichnet,“ so die stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, Dr. Hannah Schepers.
Barbara Denz, Vorstand von IN VIA Deutschland, bedankt sich für die Auszeichnung: „Mit den Spenden von Women4Youth können wir Schülerinnen und jungen Müttern, die teils sehr unter den Pandemiefolgen leiden, aufbauende Beratungs- und Freizeitangebote machen.“ KDFB-Präsidentin Dr. Maria Flachsbarth erklärt: „Frauensolidarität ist ein zentrales Thema des KDFB, eine Sache des Herzens und Generationen übergreifend. Wir freuen uns, dass wir mit dem Spendenprojekt jungen Frauen helfen konnten, in der Pandemie wieder Mut zu fassen und neue Perspektiven für ihre Lebensgestaltung zu finden.“
Women4Youth unterstützt Mädchen und junge Frauen, die aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Belastungen den gesellschaftlichen Anschluss oder die berufliche Perspektive verloren haben. Denn Studien belegen, dass fast jede vierte Frau zwischen 16 und 35 Jahren unter den Folgen der Pandemie leidet. Die Einschränkungen im Schulleben, Studium, Berufseinstieg und Alltag belasteten junge Frauen sehr und sorgen dafür, dass sie auf ihrem Bildungsweg ausgebremst wurden. Sie brauchen gesellschaftliche Solidarität und gezielte Hilfen, damit wieder Normalität in Alltag und Arbeit einkehren kann.
5.000 Euro an insgesamt vier Preisträger
Der IN VIA Verband Paderborn unterstützt beispielsweise Schülerinnen, die in der Pandemie den Spaß an der Schule verloren und sich zurückgezogen haben, mit dem Projekt „Reset!!! Lernlust statt Schulfrust“. In diesem Projekt bauen Sozialpädagoginnen Kontakt zu Schülerinnen auf, die ängstliche und depressive Symptome entwickelt haben. Zusammen mit ihnen und ihren Eltern suchen sie nach individuellen und kreativen Lösungen.
Der Hildegardis-Verein, der seit 115 Jahren Frauen in besonderen Lebenslagen auf ihrem Bildungsweg unterstützt, hat einen „Chancentag“ für Schülerinnen konzipiert und durchgeführt. Im Dezember 2021 kamen unter dem Motto „Studyconnect: Mit Mut ins Studium trotz Corona“ Schülerinnen kurz vor dem Abitur mit Studentinnen digital zusammen. Sie erlebten Empowerment-Trainings, konnten an studienbezogenen Speeddatings teilnehmen und hörten mit sogenannten FuckUp-Storys Geschichten von Frauen, die nach ihrem eigenen Scheitern Mut machen zum Wiederaufrappeln, Neubeginnen und Durchhalten.
Die Stiftung ZASS (Zukunft der Arbeit und der sozialen Sicherung) vergibt den mit 5.000 Euro dotierten Preis in diesem Jahr an insgesamt vier Projekte in Deutschland, die in der Pandemiezeit kreative Ideen in ihrer Arbeit entwickelt haben. Ausgezeichnet werden neben Women4Youth die „Suppenküche Klosterstüble e.V.“ in Bad Waldsee, ein Männerkochkurs der KAB St. Elisabeth in Nordhorn sowie das Videoprojekt „MKH Sessions 2021“ der Musikkapelle Heiden. Die 1.250 Euro für Women4Youth wird IN VIA in Projekte für Mädchen und junge Frauen investieren.
Auf der Webseite www.women4youth.de gibt es Informationen zu der Kampagne. Wer mit einer Spende ermöglichen möchte, dass Berufsorientierungs- und Chancentage, Patinnen-Programme und Ferienangebote für möglichst viele junge Frauen stattfinden können, kann unter der Angabe von „Projekt Women4Youth“ spenden an:
Hildegardis-Verein e.V., IBAN: DE06 3702 0500 0001 7791 01, BIC: BFSWDE33XXX.
Barrierefrei Existenzgründen: Projekt BESSER bei Gründerinnen-Konferenz am 14. November 2022 in Berlin
Berlin/Bonn/Nürnberg, 9.11.2022. Das modellhafte Projekt „Barrierefrei Existenzgründen. Selbständig und erfolgreich im Erwerbsleben mit Behinderung (BESSER)“ stellt sich am Montag, 14. November, bei der Gründerinnen-Konferenz in Berlin vor. Von 14:30 bis 20:30 Uhr findet im Allianz Forum am Brandenburger Tor die Konferenz „Frauensache: Unternehmen gründen“ statt. BESSER ist mit einem eigenen Stand vertreten. Dort informiert Manfred Radermacher von Social Impact/enterability über das Projekt und über das BESSER-Mentoring des Hildegardis-Vereins.
Für die zweite Runde des Mentoring-Programms, die im Juni 2023 beginnt, gibt es noch 15 freie Plätze für gründungsinteressierte Mentees mit Behinderung sowie für 15 Mentor*innen, die als Selbständige mit einer Schwerbehinderung arbeit(et)en.
BESSER unterstützt Menschen mit Behinderung bei der Gründung einer tragfähigen Selbständigkeit. Ziel von BESSER ist es, die Erwerbschancen von insbesondere Frauen mit Behinderung überregional durch eine bedarfsgerechte Beratung, Betreuung und Unterstützung in Fragen der Gründung und Erwerbsselbständigkeit zu verbessern.
Zum Projekt gehört ein vom Hildegardis‐Verein deutschlandweit erstmals durchgeführtes Mentoring‐Programm für gründungsinteressierte Menschen mit Behinderung, dessen erste Runde im Dezember startet. Hierbei identifizieren die beteiligten Mentees ihre Stärken und berufliche Ziele und erhalten eine individuelle Begleitung. Das Mentoring wirkt über Vorbilder und trägt zu einer nachhaltigen Biografieförderung bei.
Das Kooperationsprojekt BESSER wird gemeinsam vom Institut für Freie Berufe an der Universität Erlangen‐Nürnberg (IFB), dem Hildegardis-Verein, der Social Impact gGmbH, dem Institut für empirische Soziologie an der Universität Erlangen‐Nürnberg (IfeS) und der Bundesagentur für Arbeit – Zentrale Auslands‐ und Fachvermittlung (ZAV) durchgeführt. Das Projekt läuft von Mai 2022 bis Oktober 2025. Es wird vom „Ausgleichsfonds für überregionale Vorhaben zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gefördert.
Neue Führungsmodelle und ein Netzwerk, das trägt
Erneut hat eine Gruppe führungsinteressierter Frauen das Programm „Kirche im Mentoring“ absolviert
Beilngries, 21. September 2022 Angesichts des nötigen Kulturwandels und knapper werdender Ressourcen in der katholischen Kirche in Deutschland hat der Amtschef des Bistums Eichstätt, Thomas Schäfers, den größeren Stellenwert der Zusammenarbeit zwischen Diözesen und kirchlichen Trägern sowie die Bedeutung des Programms „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ betont. „Überdiözesane Netzwerke können die Kooperation fördern und erleichtern“, sagte Schäfers am Dienstagabend beim Abschluss einer Gruppe des Mentoringprogramms für mehr Frauen in kirchlichen Führungspositionen im Tagungshaus Schloss Hirschberg des Bistums Eichstätt. „Damit entsteht für die beteiligten (Erz-)Bistümer ein Pool an qualifizierten Nachwuchskräften, der mittel- und langfristig erweiterbar ist. Ein Pool, der uns helfen kann, die Kultur zu verändern und den Herausforderungen der Gegenwart stärker gerecht zu werden.“
Schäfers würdigte die Lern- und Veränderungsprozesse, die durch das Mentoring-Programm in vielen Diözesen und kirchlichen Organisationen angestoßen wurden. Neben der Vorbereitung auf Führungsaufgaben, Potential- und Zielklärung bei den Mentees mache „Kirche im Mentoring“ auch Männer in der Kirche auf die Situation von Frauen in der Kirche aufmerksam und berühre „echte kulturelle Fragen, die in den Einrichtungen und auch ganz allgemein in der Kirche beantwortet werden müssen“. Die Erfahrungen im Mentoring des Hildegardis-Vereins könnten vielfach in der diözesanen Personalentwicklung für weitere Kreise genutzt werden. Als Amtschef leitet Schäfers zusammen mit dem Generalvikar das Generalvikariat des Bistums Eichstätt.
18 Mentees haben am Mittwoch ihr Mentoringjahr abgeschlossen. Das dreitägige Seminar war pandemiebedingt das erste Präsenz-Treffen der Gruppe nach zwei Online-Seminaren.
„Diese Frauen bieten der Kirche ihre Kompetenz und ihren Realitätssinn an“
„Frauen in der Kirche machen durch ihre Präsenz und ihre Arbeitsweise deutlich, wie sehr Kompetenzen von Frauen die Kirche wirksam verändern – und noch weiter verändern könnten, wenn man sie nur ließe,“ sagte Elisabeth Neuhaus den führungsinteressierten Frauen. Die Theologin mit jahrelanger Führungserfahrung
sprach über Strategien als Frau in der Kirche und machte deutlich, worauf es ankommt, wenn Frauen in Kirche führen wollen. „Es bewegt sich zwar etwas in Richtung Chancengleichheit, aber sie ist noch lange nicht erreicht. Ich habe hohen Respekt vor den Frauen, die sich darauf einlassen, in der Kirche Führungspositionen zu übernehmen,“ so Neuhaus. „Diese Frauen bieten der Arbeitgeberin Kirche ihre überdurchschnittliche Kompetenz und Leistung sowie einen ausgeprägten Realitätssinn an, um das Mögliche innovativ und klug zu gestalten.“
Die Geschäftsführerin des Hildegardis-Vereins, Birgit Mock, erinnerte an die Anfänge des Programms 2013, das sich seitdem als lernendes Programm für eine lernende Kirche versteht. Die stete Weiterentwicklung und Nachsteuerung, an der alle beteiligten Bistümer und Werke mitwirken, ist ein Markenzeichen von „Kirche im Mentoring“. Im Programm werden neue Modelle einer geschlechtergerechten Führungskultur werden konkret erprobt und ausgewertet. Sie verwies auf die Chancen von geteilter Leitung, die in dieser Mentoring-Gruppe in einem „Tridem“ abgebildet sind: Zwei Mentees, die sich eine Leitungsstelle teilen, wurden zusammen von einer Mentorin begleitet. „Was Frauen in Leitungspositionen in Kirche und Theologie betrifft, sind ‚Kirche im Mentoring‘ und die Reformbeschlüsse des Synodalen Weg mit dem gleichen Ziel eng miteinander verbunden,“ so Mock.
Als Mentee-Duo, das von einer Mentorin begleitet wurde, nahmen Julika Hahn und Stephanie Schnorr am Mentoring-Programm teil. Sie teilen sich die Leitung des Sachbereichs "Beratung, Begegnung, Hilfen" im Bezirkscaritasverband Limburg und sagen über ihre Stelle: „Wir sehen uns innerhalb unserer Tandemleitung nicht als Konkurrentinnen, sondern als ein gleichberechtigtes Führungsduo, in dem wir unsere jeweiligen Stärken zur Geltung bringen. Und das macht uns Spaß!“
Allgemeine Information zu „Kirche im Mentoring“
„Kirche im Mentoring - Frauen steigen auf“, das Mentoring-Programm zur Steigerung des Anteils von Frauen in Leitungspositionen in der katholischen Kirche, wird vom Hildegards-Verein in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz und der Förderung durch das Bonifatiuswerk für die deutschen Bistümer durchgeführt. Es zielt darauf ab, Frauen auf Führungspositionen innerhalb der katholischen Kirche vorzubereiten. Bislang haben 159 Frauen das Mentoring erfolgreich abgeschlossen; sie stammen aus 21 (Erz-)Bistümern, sechs Hilfswerken und sieben Caritasverbänden. In einer neuen Gruppe nehmen aktuell 14 Frauen am Mentoring-Programm teil; kommende Woche starten 15 weitere Tandems des Jahrgangs 2022/2023. Das 2015 gestartete Programm will zu einer geschlechtergerechten Personal- und Organisationsentwicklung beitragen, für den Arbeitsplatz Kirche werben und eine nachhaltige Nachwuchssicherung ermöglichen.
Gruß der Hildegardis-Frauen beim Synodalen Weg
Der Synodale Weg geht weiter: Vom 8. bis 10. September 2022 findet in Frankfurt am Main die vierte Synodalversammlung statt. Viele Frauen aus dem Kreis des Hildegardis-Vereins sind sehr aktiv im Synodalen Weg. Sie alle setzen sich dafür ein, dass unsere Kirche (neu) Heimat werden kann und dass sie glaubwürdig, geschlechtergerecht und in Anerkennung der Würde aller Menschen die frohe Botschaft verkündet. Die Hildegardis-Frauen setzen im Ergebnis auf sichtbare Zeichen für unsere katholische Kirche in Deutschland und systemische Veränderungen, die auch darüber hinaus modellhaft sein können.
Bei der Synodalversammlung in Frankfurt schenkt der Hildegardis-Verein allen Beteiligten zur Stärkung und Ermutigung eine Tafel fair gehandelter Schokolade.
Neues Projekt „InklusionsGuides” will Arbeitswelt inklusiver gestalten
Hildegardis-Verein vergibt Plätze an Studentinnen mit Behinderung und Arbeitgeber*innen
Bonn, 4.07.2022.
Für Frauen mit Behinderung ist die Arbeitswelt häufig nicht inklusiv, was sich etwa an Stellenausschreibungen und Bewerbungsverfahren zeigt. Zugleich gibt es viele Unternehmen und Institutionen, die als Arbeitgeber motiviert sind, daran etwas zu verändern. Um hier anzusetzen, startet der Hildegardis-Verein das innovative Projekt „InklusionsGuides“. Es bringt Arbeitgeber*innen und Frauen mit Behinderung zusammen und verändert die Perspektive, indem Expertinnen in eigener Sache als Beraterinnen die Unternehmen darin unterstützen, ihr Recruiting und ihre Arbeitsumgebung geschlechtergerechter und inklusiver zu gestalten.
Dabei wird auf zwei Ebenen angesetzt: Es werden auf der Handlungsebene konkrete Veränderungen umgesetzt, und gleichzeitig auch zugrundeliegende Denkmuster (sog. Unconscious Bias) reflektiert. Im Herbst wird die erste von zwei Guidance-Phasen beginnen, an der sich sechs Arbeitgeber*innen beteiligen können. Die KfW Bankengruppe, die Polizei Bonn, die Stadt Bonn, die Universität Bonn und die DEG - Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft haben bereits ihr Interesse an einer Teilnahme signalisiert.
Studentinnen und Absolventinnen beraten Arbeitgeber*innen zum Thema Inklusion
„Das große Interesse von Seiten der Arbeitgeber zeigt, dass es Veränderungsbereitschaft und Gestaltungswillen hin zu einer inklusiven Arbeitswelt gibt. Das freut uns sehr,“ äußert die stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, Dr.in Hannah Schepers. Weitere sechs Arbeitgeber-Plätze sind für das Folgejahr zu vergeben. Parallel startet ab sofort die Ausschreibung für die zukünftigen InklusionsGuides. Bewerben können sich Studentinnen und Absolventinnen mit Beeinträchtigung, die ihr Wissen und ihre Bedarfe als zukünftige Arbeitnehmerinnen diesem Vorhaben zur Verfügung stellen möchten. „Die Studentinnen eröffnen den Arbeitgebern eine wertvolle Sicht auf die zukünftige Generation von Arbeitnehmerinnen, während die Studentinnen durch die Mitarbeit ihr Netzwerk erweitern, und Erfahrungen im Arbeitskontext erwerben. Das Projekt InklusionsGuides ist so für beide Seiten ein Gewinn und soll die Arbeitswelt inklusiver gestalten,“ so Schepers.
Das Vorhaben, das vom Bonner Hildegardis-Verein in Kooperation mit der Aktion Mensch ins Leben gerufen wurde, sieht zwei Durchgänge vor. An jeder dieser beiden „Guidance-Phasen“ können je zwölf Studentinnen/Absolventinnen und sechs Arbeitgeber*innen teilnehmen. Dabei beraten die InklusionsGuides (jeweils zwei Absolventinnen oder Studentinnen mit Behinderung) über ein Jahr ein ausgewähltes Unternehmen. Mit Verantwortlichen aus Management, Recruiting und Employer Branding sowie Auszubildenden wird der Ist-Zustand analysiert und in Design-Thinking-Ansätzen konkrete Maßnahmen zur Förderung einer inklusiveren Arbeitskultur erarbeitet. Im Projektzeitraum sollen bereits einzelne inklusive Maßnahmen erprobt werden. Wie nötig dies ist, zeigt die Studie zur Situation von Frauen mit Schwerbehinderung am Arbeitsmarkt der Aktion Mensch aus dem Jahr 2021. Sie offenbarte gravierende geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Teilhabe am Erwerbsleben. „Dem wollen wir mit dem Projekt InklusionsGuides entgegentreten. Es gibt noch viel Handlungsbedarf, damit besonders Frauen mit Beeinträchtigungen uneingeschränkt am Arbeitsleben teilhaben und ihre Kompetenzen selbstverständlich einbringen können,“ sagte Schepers vom Hildegardis-Verein.
Marx: Frauen mit Schwerbehinderung werden im Erwerbsleben vielfach diskriminiert
Christina Marx, Leiterin Aufklärung und Kommunikation bei der Aktion Mensch, freut sich über das Projekt: „Frauen mit Schwerbehinderung werden im Erwerbsleben vielfach diskriminiert. Das fängt oftmals im Bewerbungsprozess schon an und setzt sich im Berufsleben fort, etwa durch schlechtere Aufstiegschancen und geringere Bezahlung. Das Projekt ‚InklusionsGuides‘ setzt hier konkret mit dem Peer-Beratungsansatz an,“ so Marx.
Bis zum 31. August 2022 können sich Studentinnen und Unternehmen um eine Teilnahme für die erste Guidance-Phase bewerben. Informationen finden sie hier: https://www.hildegardis-verein.de/inklusionsguides-studentinnen.html und hier: https://www.hildegardis-verein.de/Inklusionsguides-arbeitgeber-innen.html.
Das Projekt „InklusionsGuides - Der innovative Weg zu mehr Diversität in der Arbeitswelt“ startete im Januar 2022 und dauert bis Ende 2024. Es wird von der Aktion Mensch gefördert.
BESSER gestartet: Projekt begleitet Menschen mit Behinderung bei Existenzgründung
Berlin/Bonn/Nürnberg, 30.06.2022
Am Mittwoch ist das modellhafte Projekt „Barrierefrei Existenzgründen. Selbständig und erfolgreich im Erwerbsleben mit Behinderung (BESSER)“ mit einer Online-Auftaktveranstaltung gestartet. Das Projekt BESSER unterstützt Menschen mit Behinderung bei der Gründung einer tragfähigen Selbständigkeit. Menschen mit Behinderung, die sich beruflich selbständig machen, schaffen sich einen eigenen Arbeitsplatz, der ihren ganz individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten entspricht und ihre Potenziale optimal nutzt. Deshalb ist die Selbständigkeit für viele Menschen mit Behinderung eine große Chance; für einige ist sie die einzige Möglichkeit, noch am Arbeitsleben teilzuhaben.
Derzeit treffen Menschen mit Behinderung noch oft auf Vorbehalte, wenn sie sich mit einer guten Geschäftsidee selbständig machen wollen. Sie werden immer wieder mit dem Vorurteil konfrontiert, dass sie nicht leistungsfähig und daher den Belastungen einer Unternehmensgründung nicht gewachsen seien. Von Gründungen wird häufig abgeraten und/oder Finanzkredite oder Förderprogramme werden nicht gewährt. Ziel von BESSER ist es, die Erwerbschancen von insbesondere Frauen mit Behinderung überregional durch eine bedarfsgerechte Beratung, Betreuung und Unterstützung in Fragen der Gründung und Erwerbsselbständigkeit zu verbessern. Grundlage ist eine zielgruppenspezifische Gründungsberatung, die das klassische Know‐how mit behindertenspezifischen Themen kombiniert und die potenziellen Gründer*innen in der Vorgründungs‐ und der Startphase unterstützt.
Zum Projekt gehört ein vom Hildegardis‐Verein in dieser Weise deutschlandweit erstmals durchgeführtes Mentoring‐Programm für insgesamt 30 Gründungsinteressierte mit Behinderung. Hierbei identifizieren die beteiligten Mentees ihre Stärken und berufliche Ziele und erhalten eine individuelle Begleitung und Peer‐Beratung. Das Mentoring wirkt über Vorbilder und trägt zu einer nachhaltigen Biografieförderung bei. Als Mentor*innen werden Selbständige, die mit einer Schwerbehinderung leben, eingesetzt. Der erste Mentoring-Durchgang mit 15 weiblichen Mentees startet im Dezember, der zweite im Sommer 2023.
Das Kooperationsprojekt wird gemeinsam vom Institut für Freie Berufe an der Universität Erlangen‐Nürnberg (IFB), dem Hildegardis-Verein, der Social Impact gGmbH, dem Institut für empirische Soziologie an der Universität Erlangen‐Nürnberg (IfeS) und der Bundesagentur für Arbeit – Zentrale Auslands‐ und Fachvermittlung (ZAV) durchgeführt. Das Projekt läuft von Mai 2022 bis Oktober 2025. Es wird vom „Ausgleichsfonds für überregionale Vorhaben zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gefördert.
"Inklusion ist zentral für eine gute Demokratie"
Hildegardis-Verein ruft auf dem Katholikentag zu mehr gelebter Inklusion in Kirche, Gesellschaft und Wirtschaft auf
Stuttgart, 28. Mai 2021 Vielfalt und Inklusion müssen in Deutschland kreativer gestaltet werden: Das forderten hochrangige Expert*innen des vom Hildegardis-Verein auf dem diesjährigen Katholikentag in Stuttgart veranstalteten Podiums „Vielfalt gestalten. Wie wir es schaffen, Inklusion selbstverständlich zu leben“. „Inklusion ist zentral für eine gute Demokratie. Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen muss im wirklichen Sinne selbstverständlich sein“, sagte Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. „Deswegen muss bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland gelten: Nicht kleckern, sondern klotzen.“
Dr. Hannah Schepers, stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, hob hervor, Inklusion und Geschlechtergerechtigkeit müssten in allen Bereichen viel stärker zusammen gedacht werden. Vor allem im Berufsleben sei Gendergerechtigkeit noch Zukunftsmusik. „Bereits in unseren zahlreichen Mentoring-Projekten für Frauen mit Behinderung haben wir beobachtet, dass diese mehr benachteiligt werden als Männer,“ sagte sie. Dies habe im vergangenen Jahr auch eine Studie der Aktion Mensch bestätigt. „Daher setzen wir im Hildegardis-Verein darauf auch weiterhin unseren Fokus“.
Dass es im Arbeitsbereich noch viel zu tun gibt, wenn es um gelebte Inklusion geht, betonte auch Olaf Guttzeit, Inklusionsbeauftragter bei Boehringer Ingelheim und Vorsitzender beim UnternehmensForum, einem bundesweiten und branchenübergreifenden Zusammenschluss von Konzernen und mittelständischen Firmen, die Menschen mit Behinderung die volle Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen wollen. „Die Wirtschaft braucht Menschen mit Behinderung. Ihre Fähigkeiten sind entscheidend, um im demografischen Wandel alle Potenziale zu nutzen, aber auch um die Vielfalt und Innovationskraft von Unternehmen zu sichern,“ unterstrich Guttzeit. „Die Beschäftigung von Menschen mit Teilhabebedarf ist alternativlos.“
Welchen Beitrag die Kirchen für mehr Inklusion leisten können, darüber sprach Julia Schönbeck, Theologiestudentin und Aktivistin für Inklusion der Evangelischen Kirche in Deutschland. „Inklusion darf nicht an Diakonie und Caritas outgesourct werden. Sie muss Mainstream sein, als roter Faden in allen Ausschüssen und Themenbereichen mitgedacht werden,“ forderte sie. In allen Bereichen der Gesellschaft müssten „behinderte Menschen in aktiver Rolle eingebunden und gehört werden“. Moderiert wurde das Podium von der Juristin Silke Schönfleisch-Backofen.
Der Tenor auf dem Podium in der Stuttgarter Liederhalle war, dass auf dem Arbeitsmarkt sowie von Seiten der Gesellschaft, Kirche und Politik noch viel zu tun sei, um Vielfalt zu gestalten und Inklusion selbstverständlich zu leben. Es gebe bereits viele gute Beispiele von Hochschulen, dem UnternehmensForum sowie Mentoring-Programme mit Studierenden und Akademiker*innen mit Behinderung. Der 1907 gegründete Hildegardis-Verein zur Förderung von Frauenstudien führt seit 15 Jahren Projekte in diesem Bereich durch. In diesem Jahr starten neu das Mentoring-Projekt BESSER für Frauen mit Behinderung auf dem Weg in die berufliche Selbstständigkeit und InklusionsGuides, bei dem Studentinnen mit Behinderung als Guides Unternehmen ihre erfahrungsbezogene Expertise anbieten. Der Verein vernetzt mehr und mehr Frauen mit und ohne Behinderung aus seinem Netzwerk bei Online- und Präsenzveranstaltungen, wie zuletzt bei einem Wochenende mit intuitivem Bogenschießen.
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Podium des Hildegardis-Vereins auf dem Katholikentag in der Liederhalle in Stuttgart. Am 28. Mai 2022 ab 16:30 Uhr ging es um das Thema „Vielfalt gestalten. Wie wir es schaffen, Inklusion selbstverständlich zu leben“. Es sprachen:
Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen,
Olaf Guttzeit, Inklusionsbeauftragter bei Boehringer Ingelheim, Vorstandsvorsitzender UnternehmensForum,
Dr. Hannah Schepers, stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins
Impuls: Julia Schönbeck, Theologiestudentin und Aktivistin für eine inklusive Kirche
Moderation: Silke Schönfleisch-Backofen
Anwältinnen des Publikums: Dr. Ursula Sautter und Agathe Lukassek
Zeit: Samstag, 28. Mai 2022 von 16:30 bis 18:00 Uhr
50.000 Euro für Studentinnen aus der Ukraine
Hildegardis-Verein vergibt zinslose Darlehen an geflüchtete Frauen, die ihr Studium in Deutschland fortsetzen
Bonn, 27.04.2022 Angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine startet der Hildegardis-Verein eine Soforthilfe für geflüchtete Studentinnen. Für Frauen aus der Ukraine, die ihr Studium in Deutschland fortsetzen oder eine andere Qualifizierungsmaßnahme beginnen möchten, bietet der Verein unbürokratische Hilfe in Form von zinslosen Darlehen. Das Gesamtvolumen der Ukraine-Soforthilfe beträgt 50.000 Euro.
„Mit unserer Ukraine-Soforthilfe halten wir ein besonderes Angebot für all diejenigen vor, die in diesen Wochen ein zinsloses Darlehen gut gebrauchen können,“ sagt die Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, Charlotte Kreuter-Kirchhof. Anlässlich der besonderen Situation hat der Hildegardis-Verein, der seit seiner Gründung im Jahr 1907 zinslose Darlehen an Frauen vergibt, sein Förderangebot ausgeweitet: Das Soforthilfe-Darlehen richtet sich an aus der Ukraine geflüchtete Frauen, die nun in Deutschland ihr Studium beginnen oder fortführen oder von Deutschland aus weiter online in der Ukraine studieren. Alle Studentinnen, denen ein Darlehen bewilligt wird, erhalten zudem Zugang zu allen Angeboten und zum generationenübergreifenden Netzwerk des Hildegardis-Vereins.
Der Hildegardis-Verein fördert Frauen fächerübergreifend und unabhängig von der Nationalität. Voraussetzung für ein Darlehen ist, dass die Studentinnen einer christlichen Konfession angehören. Die Bewerbungsunterlagen für die Ukraine-Soforthilfe müssen einen Lebenslauf, Kopien von Zeugnissen und Immatrikulationsbescheinigung (wenn vorhanden), einen ausgefüllten Bewerbungsbogen, der über den finanziellen Bedarf Auskunft gibt, sowie eine Beistands-Erklärung einer Person aus dem persönlichen Umfeld, die die Bewerbung unterstützt, enthalten.
Weitere Hinweise finden Sie unter www.hildegardis-verein.de/darlehen.html
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Der Hildegards-Verein e.V. mit Sitz in Bonn unterstützt seit 115 Jahren Frauen bei Studienvorhaben und anderen Qualifizierungsprojekten finanziell und ermutigt sie durch ein großes Frauen-Netzwerk. „Bildung verleiht Flügel“ ist das Motto des von Katholikinnen gegründeten Vereins. Die Vergabe von zinslosen Darlehen ist eines von vielen Aufgabenfeldern des Hildegardis-Vereins e.V., der innovative Mentoring- und Tandemprogramme in den Bereichen Inklusion, Führung und Kirche durchführt: www.hildegardis-verein.de, www.kirche-im-mentoring.de, www.women4youth.de, www.ixnet-projekt.de.
"Vielfalt in Führung"
Online-Tagung über Diversität in Führungspositionen der Kirche
Bonn, 25.03.2022 Mehr Frauen, diversere Teams, attraktive Stellenausschreibungen für Leitungspositionen: Mit Lösungsansätzen für mehr „Vielfalt in Führung“ in kirchlichen Kontexten beschäftigten sich rund 80 Fachleute aus der Personal- und Organisationsentwicklung sowie Gleichstellungsbeauftragte von Bistümern, kirchlichen Verbänden und Einrichtungen. Sie stellten mit den Themen eine ausdrückliche Verbindung zu den Beratungen des Synodalen Weges her. Die heute (25. März 2022) endende zweitägige Online-Tagung „Vielfalt in Führung“ wurde veranstaltet von der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, dem Hildegardis-Verein, den Gleichstellungsbeauftragten der Bistümer und dem Katholisch-Sozialen Institut.
„Durch die beeindruckende und sehr erfolgreiche Kampagne #OutInChurch hat die Dringlichkeit des Themas der Vielfalt in der kirchlichen Dienstgemeinschaft ein Gesicht bzw. viele Gesichter bekommen,“ sagte die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Beate Gilles. Die Professionalität der Kampagne lasse ahnen, welches Potential in den kirchlichen Mitarbeitenden stecke und wie wichtig es sei, „dieses als Aktivposten zu sehen“. Einer der seidenen Fäden, an denen die Kirche hängt, sei die Frage: Gelingt es, zu zeigen, dass wir ernst machen mit der Beteiligung von Frauen in der Kirche? „Mein Traum ist, dass in den zukünftigen Bestenlisten der Top-Arbeitgeber die katholische Kirche eine größere Rolle spielt; ich bin gespannt auf die Strategien, die hier geboren werden“, so Gilles. Ein Workshop behandelte die Grundordnung des kirchlichen Dienstes für in der Kirche Beschäftigte, die aktuell von den Bischöfen überabeitet wird.
Der Vorsitzende der Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Peter Kohlgraf, nannte in seinem Videostatement die Selbstverpflichtung der deutschen Bischöfe aus dem Jahr 2018, den Anteil von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen auf „ein Drittel und mehr“ zu steigern als Hintergrund der Tagung. Frauen seien in Leitungspositionen in kirchlichen Organisationen nach wie vor nicht selbstverständlich und daher eine „produktive Störung“, unterstrich Referentin Dr. Andrea Qualbrink, Leiterin des Bereichs Pastoralentwicklung im Bistum Essen. „Die Störung tut den Systemen gut, verlangt aber den Frauen und den Organisationen etwas ab“, so Qualbrink. Innovation und Kreativität entstehe nicht automatisch durch die Integration einzelner Frauen auf den Leitungsebenen, sondern durch eine lernwillige Organisation, die unter anderem diskriminierungsanfällige Strukturen und Kulturen identifiziere und unterbinde.
Dr. Eva Voß, Head of Diversity, Inclusion and People Care bei BNP Paribas, erklärte, Organisationen müssten eine Vielfalt an Lebens- und Arbeitsmodellen spiegeln, um im Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte bestehen zu können. Es brauche Führungskräfte, die sich und ihre unbewussten Wahrnehmungsverzerrungen reflektieren und Ambivalenzen aushalten können.
„Es ist unsere Überzeugung, dass christliche Identität in Vielfalt nicht durch ein sanktionierendes Arbeitsrecht, sondern durch die Gestaltung offener Dialogprozesse in der Organisation wachsen kann,“ sagte Dr. Dorothee Steiof vom Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die Caritas orientiere sich an der christlichen Botschaft einer voraussetzungslosen Liebe Gottes, die allen Menschen gilt. „Menschen in ihren unterschiedlichen Religionen, Weltanschauungen, Lebensformen oder sexuellen Identitäten können Zeuginnen und Zeugen für diese Liebe sein.“ Bewusst und transparent gestaltete Vielfalt in kirchlichen Organisationen trage dazu bei, dass sich alle Mitarbeitenden willkommen fühlen und führe zu einer tieferen Identifikation mit dem Arbeitgeber, berichtete Steiof ihre Erfahrung.
In ihrem Referat erklärte Prof. i. R. Dr. Uta Meier-Gräwe den geringen Frauenanteil an Leitungspositionen in Deutschland mit „Unconscious Bias“ (unbewussten Vorurteilen) bei Führungskräften. Frauen hätten in den vergangenen beiden Jahrzehnten überproportional von der Bildungsexpansion in Deutschland profitiert, deshalb müsse ihr Know-how auf sämtlichen Führungsebenen zum Tragen kommen. „Das Argument ‚Wir finden keine geeignete Frau‘ hält heute keiner ernstzunehmenden Prüfung mehr stand“, sagte die Soziologin und Haushaltsökonomin. Frauen als Führungskräfte könnten aktiven Einfluss auf die Außendarstellung und familienfreundliche Arbeitsumgebung nehmen; diverse Führungsteams agierten sehr viel erfolgreicher. Die meisten Frauen scheiterten an der „gläsernen Decke“ als Folge des Prinzips, sich bevorzugt mit Seinesgleichen zu umgeben. Das Ziel von mehr Frauen in Führung sei „aufgrund der hinhaltenden Abwehr männlicher Entscheidungsträger derzeit nur durch Frauenquoten zu erreichen, ergänzt durch eine stärkere Selbstreflexion im Umgang mit unbewussten Vorurteilen oder Stereotypen“, so Meier-Gräwe, die Sachverständige für einen Familienbericht und zwei Gleichstellungsberichte der Bundesregierung war.
Die Veranstalterinnen zeigten sich zufrieden mit den Tagungsergebnissen. „Es gibt diese qualifizierten und hochmotivierten Frauen in der Kirche“, betonte Dr. Aurica Jax, Leiterin der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, und verwies auf das 2015 gestartete Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ als erfolgreichen Weg, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen in der katholischen Kirche zu erhöhen und zugleich Frauen in Führung zu vernetzen. Das in Kooperation von Deutscher Bischofskonferenz und dem Hildegardis-Verein getragene Mentoring-Programm sei ein „Modell für das Miteinander in der Kirche, wie wir es gegenwärtig auch auf dem Synodalen Weg erleben“, sagte die Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof. Beim virtuellen Kamingespräch diskutierten mit Dr. Beate Gilles, Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa, dem Speyrer Generalvikar Andreas Sturm und der Leiterin der Hauptabteilung Pastoralpersonal der Diözese Aachen, Margherita Onorato-Simonis, vier namhafte kirchliche Führungskräfte die Frage, wie attraktiv Führung für Frauen in der katholischen Kirche ist.
Abschlusspublikation veröffentlicht
"Hochschule ohne Hindernisse. Aufgaben, Beispiele, Chancen"
Die drei Publikationen zum Abschluss des Projekts Fachkolleg "Inklusion an Hochschulen – gendergerecht" sind veröffentlicht. Wir stellen das Biografiezirkel-Handbuch, die Handlungsempfehlungen für gendergerechte und inklusive Hochschulen sowie die Abschlusspublikation "Hochschule ohne Hindernisse. Aufgaben, Beispiele, Chancen" online zur Verfügung.
- "Hochschule ohne Hindernisse. Aufgaben, Beispiele, Chancen. Erkenntnisse und Herausforderungen des Fachkollegs 'Inklusion an Hochschulen - gendergerecht'". Bonn, März 2022, 72 Seiten. Ein ausführliches Buch über Erkenntnisse und Herausforderungen des Fachkollegs, unter anderem mit Artikeln von Frauen mit Behinderung, die ihre Sicht auf gendergerechte Inklusion an Hochschulen teilen.
- "(In) Vielfalt studieren - Handlungsempfehlungen für eine gendergerechte und inklusive Lehr- und Lernkultur an Hochschulen". Bonn, Dezember 2021, 24 Seiten. Ein kurzes Paper mit Handlungsempfehlungen, für das wir uns eine große Leserschaft wünschen. Wenn Sie ein gedrucktes Exemplar weitergeben möchten, wenden Sie sich gern an uns.
- "Das Biografiezirkel-Handbuch. Handreichung für ehrenamtliche Moderatorinnen* - erprobt am Fachkolleg 'Inklusion an Hochschulen - gendergerecht'". Bonn, November 2021, 24 Seiten. Eine Handreichung, die Studentinnen* ermöglichen soll, Biografiezirkel zu organisieren und zu leiten.
Klicken Sie auf die Links, um die PDF-Version aufzurufen. Wir wünschen eine angenehme und erkenntnisreiche Lektüre!
Mädchen und junge Frauen leiden besonders unter den Pandemiefolgen
Spendenkampagne Women4Youth für gezielte Angebote und Hilfen
Freiburg/Bonn/Köln, 07.03.2022. Die Kampagne Women4Youth unterstützt Mädchen und junge Frauen, die aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Belastungen den gesellschaftlichen Anschluss oder die berufliche Perspektive verloren haben.
Anlässlich des Internationalen Frauentags lenken die drei Projektinitiatorinnen IN VIA Deutschland, Hildegardis-Verein e.V. und Katholischer Deutscher Frauenbund e.V. (KDFB) den Blick auf diese jungen Frauen. „Frauensolidarität ist ein zentrales Thema im KDFB. Deshalb wollen wir junge Frauen unterstützen, denen Corona sehr zugesetzt hat und die nun neue Perspektiven für ihr Leben suchen. Sie brauchen Hilfe, damit wieder Normalität in Alltag und Arbeit einkehren kann“, so Maria Flachsbarth, KDFB-Präsidentin. Die drei Verbände fordern zudem die Politik auf, in der Pandemie ein stärkeres Augenmerk auf Mädchen und Frauen zu legen und endlich verlässliche Unterstützungs- und Beratungsangebote zu schaffen bzw. abzusichern.
Fast jede vierte junge Frau zwischen 16 und 35 Jahren leidet unter den Folgen der Pandemie. Studien belegen, dass sie noch stärker belastet sind als männliche Gleichaltrige. Sie berichten von Überforderung, Zukunftsängsten und Vereinsamung. Laut dem deutschen Jugendinstitut beschreiben 35 Prozent der Mädchen zwischen 16 und 19 Jahren depressive Symptome, bei den Jungen sind es 15 Prozent.
Der IN VIA-Verband in Paderborn beispielsweise unterstützt Schülerinnen, die in der Pandemie den Anschluss in der Schule verloren und sich zurückgezogen haben, mit dem Projekt „Reset!!! Lernlust statt Schulfrust“. Der Verband hat zudem Praktikumsplätze für benachteiligte junge Frauen in seinem IN VIA-Lädchen eingerichtet, da ein Praktikum in vielen Betrieben nach wie vor nicht möglich ist.
Katrin Keller, Vorsitzende von IN VIA Deutschland, kritisiert, dass wichtige Angebote fehlen. „Aktuell stehen an vielen Schulen keine Berufsorientierungsangebote mehr zur Verfügung. Das muss sich dringend ändern! Zudem sind Mädchentreffs, die eine wichtige Funktion für die Identitätsentwicklung und das Miteinander der Mädchen innehaben, chronisch unterfinanziert. Hier braucht es eine infrastrukturelle Förderung durch die Kommunen.“
Mit Hilfe von Spenden für Women4Youth hat der Hildegardis-Verein einen Chancentag für Schülerinnen konzipiert und sehr erfolgreich durchgeführt. Im Dezember 2021 trafen unter dem Motto „Studyconnect: Mit Mut ins Studium trotz Corona“ Schülerinnen der Abschlussklassen mit Studentinnen zusammen. Sie konnten in Speed-Datings alle Fragen ansprechen. Die Studentinnen erzählten in sogenannten Fuck-Up-Stories sehr persönlich von Phasen des Scheiterns und was ihnen bei einem Neuanfang geholfen hat. Letztlich haben alle Anwesenden von dieser Offenheit in dem geschützten Raum profitiert. „Beide – Schülerinnen und Studentinnen – haben unseren Chancentag ermutigt und gestärkt verlassen“, würdigt Hannah Schepers, stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, den Chancentag.
Schepers vom Hildegardis-Verein wirbt für Women4Youth: „Junge Frauen sind von den Auswirkungen der Corona-Pandemie massiv betroffen: Die starken Einschränkungen im Schulleben, Studium, Berufseinstieg und Alltag belasten junge Frauen sehr und sorgen dafür, dass sie auf ihrem Bildungsweg ausgebremst werden. Mit Ihrer Spende können Sie dazu beitragen, jungen Frauen Mut für die Zukunft zu machen und Ihnen neue Perspektiven zu eröffnen.“
Auf der Webseite www.women4youth.de gibt es Informationen zu dem Projekt. Wer mit einer Spende dazu beitragen möchte, dass Berufsorientierungs- und Chancentage sowie Patinnen-Programme für möglichst viele junge Frauen stattfinden, kann unter Angabe von Projekt Women4Youth spenden an:
Hildegardis-Verein e.V., IBAN: DE06 3702 0500 0001 7791 01, BIC: BFSWDE33XXX.
Tipps von der Caritas-Präsidentin für Frauen in Führung
Teilnehmerinnen von „Kirche im Mentoring“ treffen Eva Welskop-Deffaa zum digitalen Gespräch
Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes Eva Maria Welskop-Deffaa hat Frauen des Mentoring-Programms „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ des Hildegardis-Vereins (folgend KiM) Tipps für ihr Berufsleben innerhalb der Kirche gegeben. Ziel des Mentoring-Programms ist, Frauen zu ermutigen und zu qualifizieren, um Leitungsfunktionen innerhalb der katholischen Kirche wahrzunehmen. Jeder Teilnehmerin steht hierfür eine Mentorin bzw. Mentor zur Seite. Des Weiteren treffen sie sich regelmäßig mit anderen Mentees aus der Region in den sogenannten Intervisionsgruppen zum Austausch. Weitere Ziele sind vor allem das Sichtbarwerden sowie die Vernetzung der Teilnehmerinnen.
Sechs Teilnehmerinnen der Intervisionsgruppe Süd-Mitte-Ost nahm diese Zielsetzungen als Anlass, Eva Welskop-Deffaa, die seit November 2021 als erste Frau das Präsidentenamt des Deutschen Caritasverbandes innehat, zu einem gemeinsamen Gespräch einzuladen und von ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz als Frau in Führungsposition in einem überwiegend männlich besetzten Arbeitsumfeld zu partizipieren. Das Gespräch fand Ende Januar digital statt.
Zwei wesentliche Fragen, die die KiM-Teilnehmerinnen beschäftigten, waren, wie aus Welskop-Deffaa die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes wurde und welche Motivation sie antreibt. Deutlich wurde hier, dass sowohl die eigene Biografie, der Rückhalt des Partners und der Familie, ihre Erfahrungen aus der ehrenamtlichen Tätigkeit sowie des sozialen Netzwerkes als auch die Förderung, Unterstützung und Ermutigung durch Dritte ihren beruflichen Werdegang maßgeblich beeinflusst haben. Ihr Netzwerk aus gelebter Frauensolidarität, das Vertrauen in die eigene Stärke, der familiäre Rückhalt sowie das persönliche Wachsen an beruflichen Herausforderungen, haben Welskop-Deffaa zu der Frau gemacht, die sie heute ist.
Vorsicht bei Führung in Teilzeit
Als Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes treibe sie vor allem die hohe Übereinstimmung zwischen den Werten ihres Arbeitsumfelds und der eigenen Haltung an sowie die Chance, eine wichtige sozialpolitische Stimme sein zu können. Eine repräsentative Demokratie lebe von Vielfalt – weshalb es für Welskop-Deffaa wichtig ist, nah an den Verbänden zu sein und die problematischen Themen auf Bundesebene kritisch formulieren zu können. Die KiM-Teilnehmerinnen ermunterte Welskop-Deffaa damit, dass „Politik“ sich lernen lasse und man diese als Führungskraft auch lernen muss. Dabei sei es förderlich, wenn hier unterstützende Personen zur Seite stehen.
Als Frauen in unterer und mittlerer Führungsposition in den Einrichtungen der katholischen Kirche beschäftigte die KiM-Teilnehmerinnen auch die Fragen nach Führung in Teilzeit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie den besonderen Herausforderungen, die Welskop-Deffaa als Frau in Führung erlebt.
Für Welskop-Deffaa gehören zu einem gelingenden Leben die Balance von Beruf und privaten Beziehungen zusammen, ein Entweder-Oder habe es für sie nie gegeben – wobei die Unterstützung durch Partner und Familie wesentlich zur beruflichen Verwirklichung beigetragen habe. Mit Fragen bedachte sie die Praxistauglichkeit von Führung in Teilzeit ab bestimmten Positionen – der Maßstab, an dem sich die Leitungskraft in Teilzeit messen lassen müsse, sei oft der, den eine Vollzeitkraft in Vollzeitpräsenz erbringt. Letztlich können die Führungsaufgabe in Teilzeit zu einer Überforderung führen beziehungsweise dazu, dass mehr gearbeitet werde, als bezahlt würde. Führung in Teilzeit im Rahmen von Vereinbarkeit von Familie und beruflicher Weiterentwicklung sei aber ein wichtiges Instrument, um gestärkt in höhere Leitungspositionen gehen zu können.
Weibliche Leitungskräfte wachsen nicht „automatisch“ von der Basis aus nach
Bereits auf den unteren und mittleren Führungspositionen komme es zu einer Auseinandersetzung mit den Fragen rund um die Bedienung weiblicher Stereotype sowie der Erfahrung, dass die eigene Ansicht in einem männlich dominierten Umfeld häufig unmittelbar als Eigenschaft des weiblichen Geschlechts zugeschrieben und erlebt werden. Auch nach vielen Jahren der Berufserfahrung und Arbeiten in männlichen dominierten Arbeitsumfeldern müsse sie sich damit auseinandersetzen, so Welskop-Deffaa.
Kritisch sieht sie die Hoffnung, dass weibliche Leitungskräfte „automatisch“ von der Basis aus nachwachsen. Es seien schon lange überwiegend Frauen, die an der Basis der Sozialen Arbeit und Pflege arbeiten – dennoch sind Leitungsfunktionen gerade auf mittlerer und hoher Leitungsebene weiterhin zum Großteil männlich besetzt. Das habe sich in den letzten Jahren zwar etwas verändert, da in den Diözesen zunehmend auch Frauen Positionen der Geschäftsführung bzw. Caritasdirektorin wahrnehmen – dennoch bedarf es an dieser Stelle weiterer Förderung, Vernetzung und Ermutigung.
Die KiM-Teilnehmerinnen der Intervisionsgruppe Süd-Mitte-Ost bedanken sich herzlich bei Frau Welskop-Deffaa für das anregende, offene und kritische zweistündige Gespräch und nehmen für sich mit:
- Seid euch eurer eigenen Kompetenzen, Fähigkeiten und Stärken bewusst und vertraut diesen.
- Zieht eure Stärke nicht nur aus dem Beruf, sondern auch aus Familie, ehrenamtlichem Engagement und sozialen Netzwerken.
- Solidarisiert und stärkt euch gegenseitig und nehmt die Unterstützung und Förderung von außen an.
- Traut euch, Frauen in Führungspositionen zu kontaktieren und um ein Gespräch zu bitten. Sie sind beruflich auch so erfolgreich, weil sie bereit sind ihre Erfahrungen zu teilen und Wert auf Partizipation legen.
- Seid euch der Herausforderungen des derzeit noch männlich dominierten Arbeitsumfeldes auf Leitungsebene in der katholischen Kirche bewusst und verändert dies von innen heraus.
- Engagiert euch politisch und bleibt kritisch.
Autorin: Julika Hahn
Auf dem Bild:
Oben (von links nach rechts): Eva Pscheidl (OKCV Würzburg); Julika Hahn (BCV Limburg), Eva Maria Welskop-Deffaa (Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes)
Unten (von links nach rechts): Stephanie Schnorr (BCV Limburg); Sandra Schröder (BCV Berlin-Brandenburg); Ramona Seifert (Pfarreien Meißen & Riesa); Ann-Catherin Gerber (Missio München)