Talente entfalten und Frauen in der Kirche sichtbar machen
Erfolgreiche Innovations-Werkstatt des Hildegardis-Vereins auf dem 100. Katholikentag
Bonn/Leipzig. Vor welchen Hürden stehen Frauen, die ihre Kirche mitgestalten wollen? Diese Frage war Ausgangspunkt der Innovations-Werkstatt, die der Hildegardis-Verein und die Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) auf dem 100. Katholikentag 2016 in Leipzig durchgeführt haben.
Was treibt (junge) Frauen in der Kirche heute um? Was hält sie in der Kirche? Wo finden sie Heimat? Welche Gestaltungsmöglichkeiten haben sie? Welche Talente bringen sie mit und wo finden diese ihren Ort? Hierüber haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen Generationen und kirchlichen Zusammenhängen intensiv gesprochen.
„In meiner Gemeinde dürfen Mädchen nicht einmal Ministrantin werden“, berichtete eine jugendliche Teilnehmerin. „Es gibt noch zu wenig Frauen in Leitungsfunktionen“, so die Bestandsaufnahme der Anwesenden. „Frauen sind zu Weiheämtern nicht zugelassen. Was begründet diesen Ausschluss im Kern: Sind Frauen weniger wert in der Kirche?“
Unter Leitung der Innovationstrainerin Katrin Schubert entwickelten die Anwesenden Perspektiven für eine Ermutigungskultur, die Frauen bestärkt, ihren Ort in der Kirche zu suchen und aktiv mitzugestalten. Dazu erschien es den Teilnehmenden notwendig, das Bewusstsein für Veränderungsbedarf in der ganzen Gesellschaft zu schärfen. Denn alle Gläubigen tragen Verantwortung dafür, dass traditionelle Verhaltensmuster und Rollenbilder überdacht werden. Um einen Wandel einzuleiten, schlugen die Teilnehmenden unter anderem vor, gezielt Themen in der Öffentlichkeit zu setzen und gelingende Beispiele weiterzuerzählen.
Um gewohnte Muster hinter sich zu lassen und neu zu denken, verband die Werkstatt die rationale Analyse mit kreativen Elementen aus der bildenden und darstellenden Kunst. In Skizzen, szenischen Darstellungen und dreidimensionalen Modellen brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Werkstatt ihre Visionen von einer geschlechtergerechten Kirche zum Ausdruck.
Dabei wurde auch deutlich, welche Rolle die Tradition in unserer Kirche spielt und welche Möglichkeiten eine geschlechtersensible Aufarbeitung bietet.
„Es ist Ziel des Hildegardis-Vereins, Frauen zu ermutigen und zu stärken. Wir wollen sie mit ihren Talenten sichtbar machen. Als Forum dafür hat sich unsere Innovations-Werkstatt bewährt“, erläutern Dr. Regina Illemann und Dr. Hannah Schepers, die als Mitglieder im Vorstand des Hildegardis-Vereins für die Vorbereitung die Federführung hatten.
„Es wurde deutlich, dass sich Frauen aller Generationen mehr Beteiligungsmöglichkeiten und mehr Präsenz in kirchlichen Strukturen wünschen“, so Andrea Strickmann, Referentin in der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz.
Über die Ergebnisse des Workshops konnten die Mitglieder und Netzwerkfreunde im Rahmen des Katholikentags-Empfangs des Hildegardis-Vereins weiter diskutieren. Hier boten sich Anknüpfungspunkte für vertiefende Gespräche und Erfahrungsaustausch.